Libertas; Ludwig van Beethoven: Flohlied op. 75 Nr. 3 + Sehnsucht WoO 146 + Der Liebende WoO 139 + An die Hoffnung op. 32 - Franz Schubert: Der entsühnte Orest D. 699 + An mein Herz D. 860 + Sehnsucht D. 636 + Gruppe aus dem Tartanus D. 583 + Im Walde D. 834 - Amy Beach: Ich sagte nicht op. 51 Nr. 1 + Wir Drei op. 51 Nr. 2 + Nachts op. 35 Nr. 1; Nähe des Geliebten op. 35 Nr. 3 - Joseph Marx: Waldseligkeit + Gedenkst du noch der Nacht; + Vale carissima; Warte noch ein kleines Weilchen; Morgengruß; Regen; Ein junger Dichter denkt an die Geliebte; Äneas Humm, Bariton, Doriana Tchakarova, Klavier; 1 CD Rondeau Production ROP6275; Aufnahme 10.2024, Veröffentlichung 28.03.2025 (69'00) – Rezension von Jan-Geert Wolff ** (For English please scroll down)

Nach seinem 2017 erschienenen Debütalbum Awakening mit Pianistin Judith Polgar und Liedern von Alban Berg, Hugo Wolf, Richard Strauss und Viktor Ullmann sowie Embrace aus dem Jahr 2020 mit Renate Rohlfing und Werken von Franz Liszt, Edvard Grieg, Ullmann und Fanny Mendelssohn-Hensel präsentiert der Schweizer Bariton Äneas Humm jetzt Libertas. Begleitet von Doriana Tchakarova singt er auf seiner dritten Solo-CD Lieder von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Amy Beach und Joseph Marx und bleibt damit dem Konzept treu, bekannte Komponisten mit eher selten musizierten Namen zu verbinden.

Im neuen Album geht es um die Freiheit sowie den Willen und Mut, künstlerische Unabhängigkeit und Eigenständigkeit zu erlangen. Die vorgestellten Komponisten wählten den Weg der Musik zur inneren Autonomie, die Aufführenden im Wechselspiel damit den ihrer Kunst. Das Booklet informiert nicht nur über die einzelnen Werke, sondern auch über die philosophische Idee hinter dem Album Libertas.

Es macht weiterhin Freude, den bald 30-jährigen Äneas Humm auf seinem Weg zu begleiten. Der Bariton präsentiert sich erneut als kundiger Interpret, der inspiriert sowohl Musik als auch Text durch- und ausleuchtet. Sein gereifter Bariton ist kernig und berührend. Mit Kraft, aber ohne Anstrengung sowie ganz eigenem Timbre führt er elegant und behände durch das Programm, hüpft sozusagen vom eröffnenden, satirischen Flohlied Beethovens zu den prägenden Themen Sehnsucht und Liebe. Sinnlich und klug spürt der Sänger den melodischen Linien der Lieder nach und bietet dem Hörer damit eine eigene Projektionsfläche für das Streben nach innerer Freiheit.

Libertas will Geschichten erzählen, und genau das gelingt Äneas Humm und Doriana Tchakarova als dynamisches Duo. Die Liedpianistin agiert dabei als gleichberechtigte Partnerin, die den Sänger nicht nur begleitet, sondern seinen Ton mit eigenem Gestaltungswillen koloriert, ihm Kontur verleiht und seine Aussagen dadurch noch präsenter erklingen lässt. Hierbei gelingt der Musikerin eine delikat-homogene Mischung zwischen Präsenz und Zurückhaltung, um Humm die Bühne zu bereiten oder auch mal bewusst zu überlassen.

Das Thema der inneren Freiheit hat viel mit Individualität zu tun. Die Interpretation der Lieder durch Humm und Tchakarova in der ansprechenden Akustik der Wuppertaler Immanuelskirche unterstreichen dies und geben dabei intime Einblicke ins Seelenleben von Komponisten und Interpreten gleichermaßen. Libertas ist ein Album, das berührt, drängende Fragen stellt und musikalische Antworten gibt.

Following his 2017 debut album Awakening with pianist Judith Polgar and songs by Alban Berg, Hugo Wolf, Richard Strauss and Viktor Ullmann and Embrace from 2020 with Renate Rohlfing and works by Franz Liszt, Edvard Grieg, Ullmann and Fanny Mendelssohn-Hensel, Swiss baritone Äneas Humm now presents Libertas. Accompanied by Doriana Tchakarova, he sings songs by Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Amy Beach and Joseph Marx on his third solo CD, remaining true to the concept of combining well-known composers with rarely performed names.

The new album is about freedom and the will and courage to achieve artistic independence and autonomy. The featured composers chose the path of music to inner autonomy, while the performers chose the path of their art. The booklet not only provides information about the individual works, but also about the philosophical idea behind the album Libertas.

It continues to be enriching to accompany the soon-to-be 30-year-old Äneas Humm on his journey. The baritone once again presents himself as a knowledgeable interpreter who illuminates and illuminates both music and text with inspiration. His mature baritone is pithy and touching. With power, but without effort and his very own timbre, he leads elegantly and nimbly through the program, jumping, so to speak, from Beethoven’s opening, satirical Flea Song to the formative themes of longing and love. Sensually and intelligently, the singer traces the melodic lines of the songs, offering the listener his own projection surface for the pursuit of inner freedom.

Libertas aims to tell stories, and this is exactly what Äneas Humm and Doriana Tchakarova achieve as a dynamic duo. The Lied pianist acts as an equal partner who not only accompanies the singer, but also colors his tone with her own creative will, gives it contour and thus makes his statements sound even more present. The musician achieves a delicately homogeneous mixture between presence and restraint, either setting the stage for Humm or deliberately leaving it to him.

The theme of inner freedom has a lot to do with individuality. The interpretation of the songs by Humm and Tchakarova in the appealing acoustics of Wuppertal’s Immanuelskirche underline this and provide intimate insights into the souls of composers and performers alike. Libertas is an album that touches, poses urgent questions and provides musical answers.

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