Das Schweizer Klavier-Trio ‘Rafale’ beginnt dieses Jugendwerke -Programm mit Shostakovichs Erstem Trio in c-Moll aus dem Jahre 1923. Das Werk des 17-Jährigen wird mit einer unmittelbaren Direktheit und viel Leidenschaftlichkeit gespielt.
Hans Werner Henze war 22, als er 1948 sein erstes Klaviertrio, als Kammersonate bezeichnet, schrieb. Als « Wechselspiele zwischen Kontrapunktik und akkordlich gestützter Cantabilitá » erklärte Henze sein Werk. Die drei Musiker des ‘Trio Rafale’ erreichen hier ungemein viel Expressivität. Die sechs Sätze erklingen hier im Wechsel von dramatischen Gesten, oft wilden Akzenten sowie wohlig-lyrischer lyrische Besinnlichkeit.
Das dem ‘Trio Rafale’ gewidmete ‘Caprice’ des 1985 in Basel geborenen Komponisten Jannik Giger ist ein gestisches, kraftvoll aufrauschendes Werk und steht hier unmittelbar vor dem romantischen ‘Trio élégiaque’ von Rachmaninov. Den ‘Rafale’-Musikern gelingt das Kunststück, die modernen Werke mit Rachmaninov auf einen Nenner zu bringen und dem Zuhörer zu zeigen, dass die Diskrepanz zwischen Romantik und zeitgenössischer Musik manchmal gar nicht so groß ist.
Rachmaninov hat zwei Kompositionen mit dem Titel ‘Trio élégiaque’ geschrieben. Die erste entstand 1892 in knapp vier Tagen in Moskau. Der Komponist war damals 19 Jahre alt und erhielt seine Inspiration durch Tchaikovskys ‘elegisches’ Trio in a-Moll von 1882, gewidmet ‘à la mémoire d’un grand artiste’, Tchaikovskys Freund Nikolaj Rubinstein, der ein Jahr zuvor gestorben war. Es ist eine Komposition der Trauer mit viel kantabler Wehmut. Dennoch macht das ‘Trio Rafale’ nicht in Rührseligkeit, sondern gibt dem Werk einen sehr dramatischen, manchmal sogar ungehaltenen Ausdruck.
Debussy komponierte sein Trio im Sommer 1880 in Fiesole in Italien, wo der 18-Jährige der musikalischer Reisebegleiter von Nadeshda von Meck war, der bekannten Tchaikovsky-Gönnerin. Das lange als verschollen geltende Werk wurde erst nach mehr als 100 Jahren 1982 im Nachlass des Debussy-Schülers Maurice Dumesnil entdeckt. Das viersätzige Trio ist formal konventionell, und lässt in seinem jugendlichen Charme kaum den späteren Debussy erahnen. Es wurde oft als Salonmusik bezeichnet. Das ‘Trio Rafale’ spielt die Musik mit viel Frische
Das Trio zeigt in diesem Werk – wie in den übrigen auch -, eine große Homogenität, dabei äußerste Transparenz (sehr gut, die Aufnahmetechnik), die Fähigkeit zur Abstufung klanglicher Werte, und meistert den permanenten Stimmungswechsel mühelos und daher auch glaubwürdig, weil natürlich, spontan und ungezwungen.