Robin Ticciati setzt seine Aufnahmen von französischer Musik fort mit einem eher gegensätzlichen Programm, den Nocturnes von Claude Debussy und dem Requiem von Maurice Durufé. Dass die Verbindung Ticciati und Frankreich nicht immer funktioniert, konnte man schon im Pizzicato lesen, etwa hier, hier und hier. Diesmal ist es leider nicht anders.
Seine Nocturnes haben satte Farben, setzten eher auf Spannung und Eloquenz als auf impressionistische Stimmungen. Das ist alles hervorragend musiziert von einem hochkarätigen Orchester und einem vorzüglichen Chor, aber vor allem Sirènes hat man inspirierter gehört.
Das Requiem von Maurice Duruflé ist ein musikalisches Totengedenken der Zuversicht. Ticciati kann den Orchesterklang und den Choralgesang kompetent verbinden. Der Gesang ist fließend, ausgewogen und transparent. Magdalena Kozena ist eine gute Interpretin des Pie Jesu und sie fügt sich gut ein in diese Interpretation, die mir aber letzten Endes etwas zu erdverbunden ist und die Mystik und Spiritualität des Requiems nicht genug betont.
Ticciati gibt der Musik zu viel Kraft, und sie entbehrt so bei ihm jener Zurückhaltung, die laut dem Prinzip ‘weniger ist mehr’ das Duruflé-Requiem auf die richtige spirituelle Ebene hätte heben können.
Die beiden Aufführungen auf dieser CD sind von unbestreitbar hohem musikalischem Niveau, aber an die Jean Fournet-Aufnahme mit dem technisch viel schwächeren Orchestre des Concerts Lamoureux kommt sie, rein atmosphärisch gesehen, nicht heran, ebenso wenig an die Corboz-Einspielung mit dem ebenfalls nicht mit dem DSO zu vergleichenden Orchestre des Concerts Colonne. Da es keine gute rezente französische Einspielung gibt, ist es vielleicht nicht falsch, die Ticciati-Aufnahme besitzen und dazu Fournet oder Corboz…