Bohemian Tales; Antonin Dvorak: Violinkonzert op. 53 +Romantisches Stück op. 75 Nr. 4 (Als die Mutter) + Humoreske für Violine & Klavier; Leos Janacek: Violinsonate; Josef Suk: 4 Stücke für Violine & Klavier; Augustin Hadelich, Violine, Charles Owen, Klavier, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Jakub Hrusa; 1 CD Warner 0190295274764; Aufnahmen 10/2018, 09 &12/2019, Veröffentlichung 07/2020 (81‘29) - Rezension von Alain Steffen
Bohemian Tales vereint zwei der interessantesten Künstler der jüngeren Generation, nämlich den Violinisten Augustin Hadelich und den Dirigenten Jakub Hrusa. Gemeinsam begeistern sie in einem sehr dynamisch interpretierten Violinkonzert von Antonin Dvorak. Hrusa vermeidet allzu viel tschechisches Kolorit, wie man ihn der Musik Dvoraks oft künstlich andichtet, und interpretiert dessen Musik eher als absolute Musik im Sinne der klassisch-romantischen Tradition und verweist auf die beiden großen Vorgänger Brahms und Bruch. Also wenig böhmisches Landschaftskolorit, dafür aber packende Musik mit sicheren Rhythmen und z.T. ungewohnt scharfen Akzenten.
Diese aufgefrischte Interpretation wird auch von Augustin Hadelich geteilt. Auch er interpretiert seinen Part ganz in der Linie der großen Violinkonzerte ihrer Zeit und hält die tschechischen Elemente auf Distanz. Natürlich spürt man sehr oft die tschechischen Harmonien und die lyrischen Melodien, allerdings werden diese im Rahmen einer absoluten Musik meisterlich verarbeitet.
Zusammen mit dem Pianisten Charles Owen zeigt sich Hadelich anschließend als begnadeter Kammermusiker. Ob in der melancholischen Violinsonate von Leos Janacek oder den 4 Stücken op. 17 von Josef Suk, Hadelich erweist sich als kunstvoller Gestalter, der es versteht die musikantischen und narrativen Elemente mit einer dann aber oft sehr objektiven Leseart zu verbinden. Zwei kurze Stücke von Dvorak beenden das Programm dieser spannenden CD, die uns nicht nur drei exzellente Musiker zeigt, sondern zudem mit einer sehr individuellen, wegweisenden Einspielung von Dvoraks Violinkonzert punktet.
Bohemian Tales brings together two of the most interesting artists of the younger generation, violinist Augustin Hadelich and conductor Jakub Hrusa who inspire in a very dynamic performance of Dvorak’s Violin Concerto. Avoiding a too strong Czech character, Hrusa has the Concerto performed more as absolute music in the sense of the classical-romantic tradition and the two great predecessors Brahms and Bruch. The orchestral part thus becomes gripping music with tight rhythms and, sometimes, unusually sharp accents.
This refreshed interpretation is also shared by Augustin Hadelich. He too plays his part entirely in the line of the great violin concertos and keeps the Czech folk elements at a distance. Of course, one very often feels the Czech harmonies and lyrical melodies, but these are masterfully processed as absolute music.
Together with the pianist Charles Owen, Hadelich then shows himself to be a gifted chamber artist. Whether in the melancholic violin sonata by Leos Janacek or the 4 pieces op. 17 by Josef Suk, Hadelich proves to be an interpreter, who knows how to combine the musical and narrative elements with an often very objective way of reading. Two short pieces by Dvorak conclude the program of this exciting CD.