Die dritte und die vierte Symphonie stellten für Dvorak den Beginn der öffentlichen Wahrnehmung als Komponist dar. Hatte er als Bratscher bisher den Ruhm Smetanas miterlebt, konnte er mit der dritten Symphonie nach einem Chorwerk (Die Erben des weißen Berges) selber als Tonsetzer in Erscheinung treten. Dabei wurden diese beiden Erstaufführungen als vaterländische Kompositionen verstanden.
Nationale Kompositionen dieser Zeit wurden allgemein nach dem Beispiel der rhapsodisch gestalteten Orchesterwerke von Liszt konzipiert und mit der Harmonik und Instrumentation von Richard Wagner ausgestaltet. Auch wenn Dvorak keine Zitate verwendet, sind die Anlehnungen an die damals in Prag gespielten Werke (Holländer, Lohengrin und Tannhäuser) erkennbar. Gleichzeitig ist seine besonders ausgeprägte Qualität als Melodiker bereits entfaltet.
Auffallend in der dritten Symphonie ist das Fehlen des Scherzosatzes, das nur hier gegeben ist. Anders als es vielleicht Bruckner gemacht hätte, hat er nicht auf gutmeinende Freunde gehört und einen solchen nachträglich ergänzt.
Nach der dritten in der heroischen Tonart Es-Dur wendet er sich in der vierten Symphonie einer Molltonart zu und verändert die Besetzung. Und er komponiert in Richtung Beethovenscher Nachfolge klarer und komprimierter.
Die Deutsche Radio Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Karel Mark Chichon widmet sich im Rahmen ihrer Dvorak-Gesamteinspielung diesen beiden frühen Symphonien mit einem sehr hell und schlank klingenden und lichten Klangbild. Wenn man gerade auch den frühen Werken des Tschechen gerne nachsagt/e, dass sie zu dick instrumentiert seien, bekommt man in dieser Präsentation einen komplett anderen Eindruck. Das bedeutet, dass die Gewichtung der Orchestergruppen zugunsten der Streicher und eines durchhörbaren Gesamtbildes austariert wird. Es bedeutet nicht, dass leichtfertig vorgegangen wird oder die volksmusikhaft anmutenden Stellen anbiedernd dargeboten werden. Es findet vielmehr eine nuancierte und den Klang formende sehr differenzierte Darstellung eines ausgezeichneten Orchesters und seines Chefs dar.
This recording of two early Dvorak Symphonies gives the lie to those claiming that the composer’s music is too heavily orchestrated. Chichon’s conducting cares for nuances and a clear and slender sound. The result is highly convincing.