Leonard Bernstein: Chichester Psalms; Ralph Vaughan Williams: Dona Nobis Pacem; Alish Tynan, Sopran, Roderick Williams, Bariton, George Hill, Countertenor, Richard Gowers, Henry Websdale, Orgel, The Choir of King’s College, Cambridge, Britten Sinfonia, Stephen Cleobury; 1 CD Kings College KGS0021; Aufnahmen 01 & 06/2017, Veröffentlichung 11/2017 (51'21) – Rezension von Uwe Krusch

‘Dona nobis pacem’, ‘Gewähre uns Frieden’, ist eine Kantate von Ralph Vaughan Williams. Die Gedanken des Komponisten drehen dabei ebenso sicher um den Frieden nach bereits beendeten Kriegen als um die Angst um den Frieden angesichts absehbarer neuer Kriege. Die Texte kommen sowohl aus der Römisch-Katholischen Messe als auch aus drei Gedichten von Walt Whitman, einer politischen Rede und aus Bibelzitaten. Dem Sinn der Musik, die die Beteiligten mitunter separiert und auch gegeneinander stellt, wird man vielleicht am ehesten gerecht, wenn man die mit Kriegshandlungen verbundene Düsternis und Sensualität als Maßstab ansetzt und nicht die oberflächliche Anklage. Das Werk wurde für Sopran und Bariton solo sowie Chor und großes Orchester komponiert.

Die ‘Chichester Psalms’ sind ein dreiteiliges Chorwerk von Leonard Bernstein auf hebräische Psalmentexte, die der Komponist selbst zusammengestellt hat. Er bevorzugte die hier eingespielte Besetzung für Knabenalt, Soloquartett, Knaben- und Männerchor. Das Instrumentarium ist auf Orgel, Harfe und Schlagzeug reduziert. Obligatorisch ist der Text hebräisch zu singen. Trotz aller innewohnenden Konflikte haben die Psalmen eine zuversichtliche, versöhnliche und positive Grundtendenz. Das Stück gilt unter Chorsängern als schwierig, insbesondere die Einleitung. Die Tenöre haben mit extremem Tonumfang, rhythmischer Komplexität sowie lang anhaltenden verminderten Septimakkorden zur Bassstimme zu kämpfen. Die häufige Verwendung der Septime ist eine Anspielung auf die besondere Bedeutung der Zahl ‘7’ in der jüdisch-christlichen Tradition, ebenso wie der 7/4-Takt des ersten Satzes.

Für diese Aufnahme hat sich der ‘Choir of the King’s College’ aus Cambridge auf seinem eigenen Label mit der ‘Britten Sinfonia’ für Vaughan Williams zusammen getan. Entgegen der ursprünglich vorgesehenen Besetzung ist dieses Kammerorchester reduziert. Da es sich bei dem Chor aber auch eher um einen Kammerchor handelt, werden so die Gewichte sinnvoll austariert. Bei den ‘Chichester Psalms’ treten als Instrumentalisten nur Harfe, Schlagwerk und Orgel hinzu. Der Chor setzt sich aus ‘Choristers’, also Jungen bis etwa 13 Jahren, und ‘Singing Men’, also Jugendlichen zusammen. Vereint bilden sie das gesamte Stimmenspektrum eines Chores ab.

Dieser seit 1441 bestehende Chor kann seine Darbietungen mit einer Qualität abliefern, die der ähnlicher Ensembles vom europäischen Kontinent zumindest nicht nachsteht. Homogenität und Klangschönheit lassen das Lauschen zum Genuss werden. Die technischen Vertracktheiten der Werke stellen für diese Sänger kein Problem dar.

Die ‘Britten Sinfonia’ hat sich in fünfundzwanzig Jahren durch die Inspiration ihres Namensgebers mit extravaganten Programmgestaltungen und Aufführungen als exquisites Kammerorchester bewährt und liefert auch hier eindrucksvoll durchsichtige und doch auch kraftvolle Klänge.

Die beiden Gesangssolisten, die Sopranistin Ailish Tynan, und der Bariton Roderick Williams, ergänzen mit ihrem ausdrucksstarken und trotzdem sich einordnenden Gesang diese hervorragende und rundum stimmige Aufnahme.

The Choir of King’s College in Cambridge performs two choral pieces stigmatising wars and longing for peace, Vaughan Williams’s Dona Nobis Pacem and Leonard Bernstein’s Chichester Psalms. The choir easily copes with this demanding compositions and present together with the instrumentalists and the soloists truly outstanding performances.

 

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