Der von 1872 bis 1956 lebende italienische Komponist Lorenzo Perosi ist, wenn überhaupt, nur für seine geistlichen Werken bekannt. Das mag daran liegen, dass seine Kammermusik vor allem in einer für ihn sehr schwierigen gesundheitlichen Lebenssituation entstand und anfangs auch privat gehalten wurde. Die neue Einspielung bieten die beiden ausstehenden Klavierquintette sowie etliche der von ihm komponierten Streichtrios, die vermutlich alle um die Wende vom zweiten zum dritten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts entstanden sind.
Mit luftiger Direktheit offenbaren diese Stücke eine sensible Seele. Rein tonale Gestaltung scheint aus der Zeit der Entstehung zurückzublicken, anders als seine innovativere geistliche Musik. Mit Unmittelbarkeit im Ausdruck, Ideenreichtum und lebendigen Stimmungen bietet er eine individuelle Note an. Die hier zu hörenden Trios überraschen mit ihrer teilweise kaum minutenlangen Kürze. Man mag diese Musik als Tagebuch dieses Komponisten wahrnehmen.
Das dritte und vierte Klavierquintett wurden im Frühjahr 1931 komponiert. Mit dem dritten Quintett trauerte er um seinen verstorbenen Bruder. Wiederum überzeugt sein Sinn für Melodien, den er einen Dialog zwischen Klavier und Streichquartett zeigt. Der Schlusssatz ist der längste der drei Sätze, gekennzeichnet durch einen rhythmischen und melodisch energetischen Fluss.
Das im Archiv des Vatikans gelagerte vierte Quintett ist länger mit anderer Gesamtstimmung. Im eröffnenden Andante werden verschiedene Klangschichten und Ideen vorgestellt, die ein nostalgisch anmutendes musikalisches Gewebe erzeugen. Der fesselnde Dialog von Klavier und Streichern setzt sich mit unerwarteten Harmonien und treibenden Rhythmen im Finale fort.
In den 1920er Jahren schrieb Perosi zehn kürzere Streichtrios, von denen sechs erklingen. Mit dichter melodischer Struktur und gestalteten Interaktionen zwischen den Instrumenten haben sie trotzdem Substanz. Es handelt sich um Studienstücke, mit denen er Übungen für bezifferten Bass von Fedele Fenaroli für seinen Stil adaptierte.
Matteo Bevilacqua am Klavier und die Streicher vom Roma Tre Orchestra Ensemble zeigen mit ihren Interpretationen, welch kurzweilige und spezifische Sprache Perosi entwickelt hat und wie sich diese mit zugewandtem Spiel beschwingt darstellen lässt. Obwohl vier Trios kaum eine Minute und drei nur bis zu drei Minuten dauern, heben die Instrumentalisten bei jedem die prägenden Merkmale sicher hervor. Verständlichere Darstellungen dieser Musik lassen sich kaum denken, so dass diese Aufnahme dazu beitragen könnte, Perosi auch in der Kammermusik besser kennen zu lernen.
The Italian composer Lorenzo Perosi, who lived from 1872 to 1956, is known for his sacred works. This may be due to the fact that his chamber music was written mainly in a very difficult health situation for him and was initially kept private. The new recording offers the two outstanding piano quintets as well as several of the string trios he composed, all probably written around the turn of the second to the third decade of the last century.
With airy directness, these pieces reveal a sensitive soul. Purely tonal composition seems to look back from the time of their creation, unlike his more innovative sacred music. With immediacy of expression, richness of ideas and lively moods, he offers an individual touch. The trios heard here surprise with their brevity, some barely minutes long. One may perceive this music as a diary of this composer.
The third and fourth piano quintets were composed in the spring of 1931. The third quintet mourned his deceased brother. Again, his sense of melody is convincing, exhibiting a dialogue between piano and string quartet. The final movement is the longest of the three, marked by a rhythmic and melodically energetic flow.
The fourth quintet, stored in the Vatican archives, is longer with a different overall mood. The opening Andante introduces various layers of sound and ideas that create a nostalgic musical fabric. The captivating dialogue of piano and strings continues with unexpected harmonies and driving rhythms in the finale.
In the 1920s Perosi wrote ten shorter string trios, six of which are performed here. With dense melodic structure and designed interactions between the instruments, they nevertheless have substance. They are study pieces with which he adapted exercises for figured bass by Fedele Fenaroli for his style.
Matteo Bevilacqua on piano and the strings of the Roma Tre Orchestra Ensemble show with their interpretations what an entertaining and specific language Perosi has developed and how it can be presented in an exhilarating way with approached playing. Although four trios last barely a minute and three only up to three minutes, the instrumentalists confidently highlight the defining characteristics in each. More comprehensible representations of this music are hard to think of, so this recording could help one become better acquainted with Perosi in chamber music as well.