FRISCHES VOM OBERON TRIO
Und da behaupte noch einer, die Klassik-Branche stecke in einer Krise! Wir Rezensenten werden überschüttet mit Unmengen von CDs. Erstaunlich viele junge und neue Künstler versuchen sich durchzusetzen. So das junge Oberon Trio, das sich dem Publikum mit Frische und Können in Haydns Trio Hob. XV:28, Schumanns Opus 63 und Widmanns ‘Passacaglia für Klavier-Trio’ vorstellt. Jonathan Aner, Klavier, Henja Semmler, Violine und Rouven Schirmer entpuppen sich als ein bestens aufeinander eingespieltes Team. Wenn sie bei Haydn und Schumann auch nicht durch originelle Einfälle auffallen – was ja auch nicht immer sein muss – so begeistern sie durch wunderbares Musizieren. Empfehlenswert wird diese CD allerdings durch Widmanns Passacaglia (2000/2006), das hier als Weltersteinspielung vorgestellt wird. Gerade in diesem Werk wird man sich der großen Kunst dieses dynamischen Komponisten, aber auch der spiel- und interpretationstechnischen Versiertheit des Oberon Trios bewusst. Passacaglia ist dementsprechend ein regelrechter Leckerbissen für Freunde bester zeitgenössischer Musik (Cavi  8553301).

EXZELLENTES HINDEMITH-PROGRAMM
CD-Hinde-fugaHochkarätig ist auch eine Hindemith-CD von Fuga Libera mit der Sonate für Cello op. 25, der Sonate für Cello und Klavier op. 11/3, den ‘Drei Stücken für Cello und Klavier’ op. 8 und dem Variationswerk ‘A Frog He Went A-Courting’. Es ist die hauptsächlich in Belgien tätige junge deutsche Cellsitin Judith Ermert, die Hindemiths komplexe Werke mit einer wunderbaren Leichtigkeit und interpretatorischen Empathie ausfüllt. Ermert erzählt die Musik und nimmt den Hörer dabei auf eine spannende Reise durch das doch wenig populäre Repertoire Hindemiths mit. Zusammen mit dem Pianisten Daan Vandewalle entstand so eine durch und durch homogene, ansprechende und musikalisch hochwertige Auseinandersetzung mit der Kammermusik des Komponisten. Wir werden diese exzellente Cellistin jedenfalls im Auge behalten. Mehr als nur ein Tip, diese Aufnahme ist eine regelrechte Empfehlung (Fuga Libera  713).

RÜFFEL FÜR DEN TONMEISTER
CD-Wein-keyVerpasste Chancen gibt es leider auch, wie uns die Einspielung von Miezyslaw Weinbergs 12. Symphonie und der Ballett-Suite ‘The Golden Key’ zeigt. Naxos, meist Garant für hochklassige Aufnahmen, hätte den russischen Produzenten und Toningenieur Alexei Barashkin zur Ordnung rufen müssen, denn die in allen Hinsichten klangpotenten Werke von Weinberg, die es auch von der Substanz her verdienen, aufgeführt und aufgenommen zu werden, werden durch eine schlechte Aufnahmetechnik kaputtgemacht. Dabei spielt das ‘St. Petersburg State Symphony Orchestra’ mit viel Elan, und der Dirigent Vladimir Lande ist in jedem Takt darauf bedacht, Weinbergs Musik in bestem Licht erscheinen zu lassen (Naxos 8.573085).

BRUCKNER-BEARBEITUNGEN
CD-Bru-LunaSo richtig heiß machen einen die Auszüge und Fragmente der Bruckner-Symphonien Nr. 1 & 9, für Kammerorchester arrangiert von Ricardo Luna, ebenfalls nicht. Dabei sind diese Arrangements und die Interpretationen durch die Ensembles ‘ViennAyres’ und ‘Ensemble Wien-Linz’, den ‘Hard Chor Linz’ und das ‘Klavierduo Gröbner-Triski’ unter der Leitung von Ricardo Luna absolut hörenswert. Luno schafft es, Bruckners Musik von einem sehr persönlichen und durchaus interessanten Standpunkt her neu zu analysieren. Allerdings hätte ich mir statt dieser Schnipsel lieber die Bearbeitung einer kompletten Symphonie gewünscht (Preiser 91250).

  • Pizzicato

  • Archives