JUMPPANENS UNTERKÜHLTER BEETHOVEN
Wenngleich heute die meisten jungen Musiker spieltechnisch auf der Höhe sind, so vermisst man doch oft die persönliche Handschrift und ein überzeugendes interpretatorisches Konzept. Spieltechnisch brillant ist der Pianist Paavali Jumppanen, der sich auf Ondine an Beethovens Sonaten op. 2 Nr. 1-3, dem Opus 101 und der Hammerklaviersonate op. 106 versucht. Wenn sein sprödes, unterkühltes Spiel anfangs noch interessant ist, so fehlt dem Pianisten doch auf Dauer die Fähigkeit, es zu variieren.Das bringt mit sich, dass die Sonaten alle ziemlich gleich und letztendlich flach klingen. Enttäuschend ist auch die 45 Minuten dauernde Hammerklaviersonate, bei der es Jumppanen nicht schafft, Architektur, Spiel und Ausdruck unter einen Hut zu bringen(1248-2D).

MUSIKERTOCHTER MIT DEBÜT-CD
CD-Moz-AnalektaAuch die Tochter von Dirigent Kent Nagano und der Pianistin Mari Kodama hat sich für das Klavier entschieden. Die junge Karin Kei Nagano, ganze 16 Jahre alt, versucht sich an Mozarts Klavierkonzerten Nr. 12 & 13, allerdings in der Fassung für Klavier und Streichquartett. Zusammen mit dem Cecilia String Quartet legt Karin Kei Nagano eine rundum gelungene Einspielung dieser beiden Werke vor, wenn sie interpretatorisch auch noch keine richtige Position beziehen kann. Spielerisch aber begeistert die Sechzehnjährige allemal und man wartet gespannt darauf, wie sie sich weiterentwickeln wird. Das Cecilia String Quartet spielt ordentlich, jedoch haben wir dieses Ensemble auch schon besser gehört (Analekta 2 87 65).

TECHNISCH ÜBERRAGEND
CD-HoopesZwei Seiten hat die Debüt-CD des amerikanischen Violinisten Chad Hoopes mit den Violinkonzerten von Felix Mendelssohn-Bartholdy und John Adams. Während das Adams-Konzert Hoopes hervorragend liegt und durch seine jugendliche Abenteuerlust an Ausdruck und Intensität gewinnt, bleibt das rasant gespielte Mendelssohn-Konzert hinter den Erwartungen zurück. Die Schnelligkeit in den Ecksätzen und das überragende technische Niveau Hoopes mögen zwar manchen entzücken, aber bei genauem Hinhören merkt man, dass der junge Geiger ‘phonetisch’ spielt und nie einen richtigen Bezug zur musikalischen Sprache Mendelssohns findet. Erschreckend banal ist das Andante, das sehr deutlich die Grenzen dieses technisch perfekten Virtuosen aufzeigt, der freilich die Sprache von John Adams bis zur Perfektion beherrscht. Trotzdem bleibt diese CD interessant, zum einen, weil wir hier mit weniger als 26 Minuten eines der schnellsten Mendelssohn-Konzerte hören, zum anderen, weil Adams’ Konzert einfach überragend gespielt ist. Wenig Berauschendes kommt von Kristjan Järvi und dem MDR Orchester, die Mendelssohn relativ lustlos angehen und zu Adams Sprache nicht den richtigen Bezug finden (Naïve  V 5368).

 

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