Der Pianist Florian Uhlig setzt seinen Schumann-Zyklus mit dem Vol. 6 und dem kompletten Album für die Jugend op. 68 fort. Dabei besticht seine Interpretation der ‘Ersten Abteilung: Für Kleinere’ mit einer wunderbaren Naivität und Schlichtheit, während die ‘Zweite Abteilung: Für Erwachsenere’ durch eine weitaus subtilere und reifere Interpretation genau den richtigen Ton trifft. Zudem sind wir froh, endlich einmal das gesamte op. 68 auf einer CD zu haben. Uhligs Schumann ist jetzt schon eine Referenz (Hänssler Classic 98.013).
Elisabeth Leonskajas neues Programm ‘Paris’ ist Maurice Ravel, Claude Debussy und George Enescu gewidmet. Sehr subtil zeichnet die Pianistin die feinen Linien der ‘Valses nobles et sentimentales’ nach, und ihre Kunst der Gestaltung und der Farbgebung bewährt sich bestens bei den Auszügen aus Debussys ‘Préludes’. Allerdings wird der aufmerksame Hörer kaum neue Aspekte in den Interpretationen finden. Aufregender ist in diesem Sinne ihre Interpretation der 1. Klaviersonate von Enescu, die man zu den Besten dieses Werkes zählen muss (eaSonus 2927).
Auch Valentin Radutiu, Cello und Per Rundberg, Klavier widmen sich dem rumänisch-französischen Komponisten George Enescu. Ihre Gesamtaufnahme der Werke für Cello und Klavier ist zwar lobenswert, macht allerdings zu keinem Moment hellhörig. Zu akademisch, zu geradlinig und vor allem zu phantasielos in ihrem Spiel können die beiden Interpreten Enescus Musik kaum Reize abgewinnen (Hänssler Classic 98.021).
Sehr aufregend und spannend musizieren Christian Euler, Bratsche und Paul Rivinius, Klavier in Werken von Arthur Bliss, Arnold Bax und Ralph Vaughan Williams. Dieses englische Programm mit drei sehr unterschiedlichen Werken für Viola und klavier ist nicht nur hochinteressant, sondern musikalisch so toll, dass man diese SACD nur wärmstens empfehlen kann (MDG 903 1796-6).
Ebenso überzeugend, ebenso englisch ist die Lied-CD mit dem Tenor Mark Padmore und der Britten Sinfonia. ‘On Wenlock Edge’ und ‘Ten Blake Songs’ von Ralph Vaughn-Williams, ‘The Curlew’ von Peter Warlock und ‘The End’ von Jonathan Dove (*1959) sind hervorragende Liedzyklen britischer Kompositionskunst. Padmore erweist sich als Idealinterpret und führt die Linie der bedeutenden englischen Tenöre wie Peter Pears oder Robert Tear auf höchstem Niveau fort (Harmonia Mundi 807566).
Nicht das erwartete Niveau besitzt Robert Schumanns ‘Dichterliebe‘ in der Fassung für Cello und Klavier. Jan Vogler und Hélène Grimaud sind zwar überragend und kommunizieren sehr lebendig miteinander, allerdings hat der Tontechniker Grimaud in den Hintergrund verbannt und Vogler sehr nach vorne gezogen. Das funktioniert natürlich überhaupt nicht, und Schumanns musikalisches Gleichgewicht wird zerstört. Das gleiche gilt für die Fantasiestücke, bei denen sich Grimaud im Hintergrund vergeblich abmüht. Das ‘Andante und Variationen’ mit dem Moritzburg Festival Ensemble ist dann wieder hochkarätig aufgenommen und auch gespielt (Sony Classical 88697892582).
György Ligetis Streichquartette Nr. 1 & 2 sowie das ‘Molto adagio’ aus Samuel Barbers Streichquartett op. 11 haben im Keller Quartett ebenso werkkundige wie spielfreudige Interpreten gefunden. Gerade bei moderner Musik ist es unheimlich wichtig, dass sich die Interpreten hundertprozentig hinter der Musik stehen und sie mit viel Überzeugungskraft zu vermitteln versuchen. Das gelingt dem Keller Quartett auf überragende Weise, sodass man Ligetis Streichquartette rundum empfehlen kann. Der Klang dieser ECM-Produktion ist sehr natürlich (ECM 2197).