Dem österreichischen Dirigenten Otmar Suitner (1922-2010) ist Vol. 36 der ‘Edition Staatskapelle Dresden‘ gewidmet. Die erste CD mit Strauss- Einspielungen von 1963/1964 enthält eine ganz fein modellierte Orchestersuite ‘Der Bürger als Edelmann’, eine sensuell-exotisch-orientalische Interpretation von Salomes Tanz – für mich das Highlight der CD -, eine etwas eckige Walzerfolge aus ‘Der Rosenkavalier’ sowie Auszüge aus ‘Arabella’ und ‘Capriccio’. Im Interview auf der zweiten CD beleuchtet Suitner seine Karriere, vom Beginn mit dem « affenartigem Imitieren » von Clemens Kraus über seine Befreiung durch eigene Ideen bis zu den Höhepunkten in Dresden und vor allem an der Deutschen Staatsoper in Ost-Berlin (Profil PH12018) – RéF Joseph Haydns ‘Lord Nelson Messe’ mit ‘Boston Baroque’ unter Martin Pearlman bei Linn (CKD 426) ist keine Glanzleistung. ‘Missa in angustiis’ (in der Bedrängnis) lautet der Originaltitel der Nelson-Messe. Echt in Bedrängnis gerät die Partitur in der Interpretation von ‘Boston Baroque’, ohne jegliche innere Spannung (z.B. im Gloria), mit einem Orchester, das mehr Hintergrundgeräusche fabriziert als wirklich am Geschehen teilnimmt und einem fast schon unerträglichen Vibrato der Sopranistin. Hinzu kommt eine amorphe Aufnahme, bei der Transparenz ein Fremdwort ist. – ge
Auf der vierten und vorletzten CD seiner Fauré-Reihe spielt Eric Le Sage zusammen mit dem Pianisten Alexandre Tharaud, dem Flötisten Emmanuel Pahud, dem Geiger Pierre Colombet und den Cellisten Raphaël Merlin sowie François Salque ein abwechslungsreiches Programm mit ‘Dolly’, ‘Masques et bergamasques’, den ‘Souvenirs de Bayreuth’, zwei ‘Siciliennes’ und anderen Stücken, das auf demselben hohen Niveau dargeboten wird wie die Programme der ersten drei CDs, unforciert, mit einer beeindruckenden Ausdrucksjustesse und viel französischem Charme (Alpha 603). – RéF
Die Sopranistin Julia Kleiter und der Pianist Michael Gees betiteln ihre neueste CD bei Challenge Classics ‘Schöne Welt, wo bist Du?’. Es ist eine musik-ökologische Reise mit Liedern von Strauss, Mahler, Schubert, Kilpinen, Wolf u. a., wobei Alban Bergs ‘Sieben frühe Lieder’ das Rückgrat des intelligent zusammengestellten Programms bilden. Leider singt Julia Kleiter etwas unverbindlich, allzu nüchtern, während Michael Gees fantasievoll im Hintergrund agiert, das Unternehmen aber auch nicht retten kann. (CC72593) – RéF
Robert Schumanns wenig gespielte Zwickauer Symphonie sowie Ouvertüren desselben Komponisten werden von der Robert-Schumann-Philharmonie unter Frank Beermann in einer SACD-Produktion von cpo gespielt. Die Musik erklingt in flüssigen, schwungvollen und transparente Einspielungen. Brillante Romantik (777 719-2). – RéF
Ludwig van Beethoven hat sein Oratorium ‘Christus am Ölberge’ 1803 binnen nur 14 Tagen in einer besonders hektischen Phase seines Lebens geschrieben. Das Libretto begreift die Ölberg-Szene und die Gefangennahme Christi nach dem Neuen Testament. « Wenn die Ouvertüre das Hauptgefühl concentriert aussprechen soll, welches das ganze übrige Stück zunächst beleben wird: so ist, schon in dieser Hinsicht, die vorliegende ein Meisterstück », schrieb der begeisterte Rezensent der ‘Allgemeinen musikalischen Zeitung’ nach der Uraufführung. Dennoch erlangte das Oratorium nie eine größere Popularität, was eigentlich unverständlich ist, denn das dramaturgisch gut aufbereitete Werk hat alles, um Freunden der Gattung zu gefallen. Kent Nagano, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin und der Rundfunkchor Berlin sind überzeugte und überzeugende Fürsprecher der Komposition, und unter den Solisten ist Placido Domingo ein ausdrucksvoller und sehr menschlicher Jesus. (Wiederveröffentlichung von Harmonia Mundi HMG 501802) – RéF