Empfindsamer Interpret am Klavier
Der junge italienische Pianist Gabriele Leporatti spielt zwei frühe Werke seines Landsmannes Ottorino Respighi – das Notturno und die Sonate f-moll – sowie Robert Schumanns Phantasie C-dur op. 17 und die Gesänge der Frühe op. 133 bei Etera Classics. Es sind empfindsame, tief romantische Interpretationen. Leporatti ist ein Pianist, der weiß, welche Nuancen er dem Instrument entlocken kann. Er beherrscht zudem auch sein Instrument sehr souverän: Das stets kantable und von solidem Atem getragene Spiel ist hintergründig und unterschlägt dennoch nirgendwo entscheidend Pianistisches. Es fehlt nichts an Detailgestaltung und doch wirkt alles vollkommen abgerundet. Die Tonaufnahme ist vorzüglich. Der Klavierklang wird naturgetreu und unverfärbt wiedergegeben (ET001).
Expressive Klaviermusik
Medtners Klaviersonaten op. 38/1 und 22 sowie Rachmaninovs Chopin-Variationen spielt Alexander Paley auf einem CD von La Musica. Es ist ein anspruchsvolles Programm, für den Pianisten wie für den Hörer, aber Paley bringt es fertig, die düsteren Stimmungen der Medtnerschen Musik mit zupackender Geste kraftvoll dramatisch zum Ausdruck zu bringen. Die Chopin-Variationen spielt der Pianist nicht weniger expressiv, pianistisch auf höchstem Niveau. Großartige Klavierkunst (LMU 005)!
Alt und neu
Auf der überaus reizvollen CD ‘Nostre Dame’ präsentiert das Ensemble ‘Sanstierce’ zeitgenössische modale Musik, basierend auf mittelalterlichen Marien-Liedern des 13. Jahrhunderts und orientalischer klassischer Musik. Die beiden fachkundigen Instrumentalisten, der Iraker Bassem Hawar und der Deutsche Dominik Schneider, begleiten die Sängerin Maria Jonas auf traditionelle Weise – modal improvisierend (Talanton TAL 90016).
Vokalwerke von Hans Werner Henze
Zwei sehr anspruchsvolle Vokalwerke von Hans Werner Henze sind auf einer neuen Wergo-Platte zu hören. Da ist zunächst die Kantate ‘Being Beauteous’ für Koloratursopran, Harfe und vier Violoncelli nach dem gleichnamigen französischen Prosagedicht Arthur Rimbauds, die der Komponist als Folge von kleinen Arien bezeichnete, die in kurze Quartette der Violoncelli eingerahmt sind, zu denen sich die Harfe gesellt. Das zweite Werk ist ‘Kammermusik 1958’ über die Hymne ‘In lieblicher Bläue’ von Friedrich Hölderlin’. Die Sopranistin Anna Prohaska und der Tenor Peter Gijsbertsen singen beide sehr intensiv und engagiert, hervorragend unterstützt von den Instrumentalisten bzw. dem Streichorchester unter der Leitung von Peter Ruzicka (Wergo WER 7334 2).
Priester-Komponist aus Bayern
Der bayerische Komponist Placidus von Camerloher (1718-1782), Priester und Kapellmeister am Freisinger Hof, komponierte liturgische Musik ebenso wie Stücke zur Ergötzung der Gäste bei Banketten, Hofbällen, Schlitten- und Kutschenfahrten. Gutgelaunte Kostproben der weltlichen Musik Camerlohers gibt es auf einer Bella Musica-CD, herzhaft gespielt von der Neuen Freisinger Hofmusik (CTH2629).