Pianist für die Moderne
Des aus Tallinn stammende Pianist Mihkel Poll spielt auf einer CD des polnischen Labels Dux Enescus Klaviersonate op. 24, Bartoks Suite ‘Out of Doors’, Erkki-Sven Tüürs Klaviersonate und vier Klavierstücke sowie von Tonu Korvits ‘Hymn to Invisible Wind Harp’. Mihkel Poll zeigt ein gutes Gespür für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, die er analytisch, effektvoll und rhetorisch spielt. Die Werkauswahl ist sehr interessant und das macht die CD auch attraktiv (Dux 1256).
Umbesetzt…
Shuffle heißt u.a umbesetzen, mischen. Der Cellist Matt Haimovitz und der Pianist Christopher O’Riley spielen auf 2 CDs bei Pentatone einen Mix von Arrangements von Musik aus Klassik, Pop und Film, von Janacek, Martinu, Stravinsky bis zu den prominent vertretenen Bernard Herrmann und Radiohead. ‘Shuffle.Play.Listen’ nennt sich daher die Produktion, die, spieltechnisch hochkarätig, dem Zuhörer eine unterhaltsame Zeit bringt, mehr allerdings auch nicht, denn die Chance, aus den Arrangements mehr zu machen, Paraphrasen zu schaffen, wurde von den beiden Musikern nicht genutzt PTC 5186 546).
Neues zum Thema Jahreszeiten
Eine weitere Einspielung der ‘Vier Jahreszeiten’ von Antonio Vivaldi durch die ‘Trafalgar Sinfonia’ unter Ivor Setterfield wäre nicht berichtenswert – dazu ist sie zu routiniert und handelsüblich – wäre da nicht das Stück ‘Anno’ des 1972 geborenen britischen Komponisten Oliver Davis, der das Jahreszeitenthema um eine neobarocke Komposition für Streicher und Sopran bereichert. Nichts genial Herausragendes, aber gefällig (Signum SIGCD437).
Berechnet
Die russische Pianistin Yulianna Avdeeva, die 2010 den ersten Preis des Chopin-Wettbewerbs in Warschau gewann, hat für Mirare ein Soloalbum mit Werken von Chopin, Mozart und Liszt aufgenommen. Wir hören darauf selbstsichere, überlegene Interpretationen einer Pianistin, die genau weiß, was sie will. Gleichzeitig wirkt das Spiel etwas zu sehr kalkuliert, sowohl in Chopins Fantasie op. 49 als in der posierten Mozart-Sonate KV 284, deren Kantabilität etwas Künstliches hat (da ziehe ich doch William Youn als Mozart-Interpreten vor). Liszts Dante-Fantasie und der Aida-Tanz klingen nicht weniger berechnet und lassen Spontaneität vermissen (Mirare 301).
