Spontanes Dirigat von Paul Kletzki
Der Schweizer Dirigent Paul Kletzki (1900-1973), ehemaliger Chefdirigent in Liverpool, Dallas, Bern und beim ‘Orchestre de la Suisse Romande’, dirigiert auf einer CD der Reihe ‘Lucerne Festival Historic Performances’ von Audite das ‘Swiss Festival Orchestra’. Da erklingt zunächst mit schlankem Klang, kontrastreich zwischen betonter Grübelei und drängender Aufbruchsstimmung die Vierte Symphonie von Johannes Brahms und danach eine hoch dramatische, groß-symphonisch angelegte ‘Unvollendete’ von Franz Schubert. Ebenfalls bemerkenswert ist die sehr expressive Ouvertüre ‘Leonore 3’ von Ludwig van Beethoven. Die Brahms- und Schubert –Symphonien gibt es auf anderen Labels in Studioeinspielungen, die kurz vor dem hier verwendeten, spontaneren, freieren Livemitschnitt entstanden (Audite 95.642).
Dünner Brahms
Ich erinnere mich an eine Erste Brahms-Symphonie, in der mich Daniel Harding durch seine Kraft des Aufbaus und der Steigerung fasziniert hatte. Umso mehr enttäuscht er mich in diesem Ersten Brahms-Klavierkonzert. Das Orchester klingt dünn und unbeteiligt, so sehr sich Pianist Paul Lewis auch bemüht, Kraft in das Ganze zu bringen. In diesem ‘symphonischen’ Konzert kann das ihm allein jedoch nicht gelingen. Die ‘Vier Balladen’, die das Programm verlängern und schön differenzierend gespielt werden, retten das Unternehmen nicht (Harmonia Mundi HMC 902191).
Debussy-Quartett für Streichorchester
Das ‘Scottish Ensemble’ spielt auf seiner neuesten CD Werke für Streicher von Takemitsu und Debussy, wobei dessen Streichquartett op. 10 in einer Transkription von Jonathan Morton, das Hauptwerk darstellt. Die Streichergruppe macht daraus ein mehr visuelles denn impressionistisches Stück, sehr wirkungsvoll und hinreißend gespielt, wie auch alle anderen Werke, wobei immer wieder der ‘filmische Charakter der Musik von Takemitsu (vor allem natürlich in den ‘Three Film Scores’ und in ‘Nostalghia’ deutlich wird (Linn CKD 512).
Victor Herbert: Cello für Liebhaber
Der irische Cellist, Dirigent und Komponist Victor Herbert hat zwei Cellokonzerte für den eigenen Gebrauch geschrieben, und wenn sie auch nicht gerade von nachhaltigen Einfällen überquellen, so geben sie dem Solisten durch doch hinreichend Gelegenheit, das Cello zum Glänzen zu bringen. Jeder Freund des Cellos wird das bewundern, zumal der Solist Mark Kosower ein ausgezeichneter Techniker ist, der vom ‘Ulster Orchestra’ unter der Leitung von JoAnn Falletta gut unterstützt wird. Herberts ‘Irish Rhapsody’ ist ein farbiges und in Volksstimmungen machendes Werk, das zusätzliche 16 Minuten Programm bringt (Naxos 8.573517).
Prokofiev mit Jansons
Eine im Interpretationsspektrum des Werks durchaus nicht uninteressante Aufnahme der 5. Symphonie von Serge Prokofiev gibt es beim Label RCO, dem Hauslabel des ‘Concertgebouw Orkest’ Amsterdam. Mariss Janons dirigierte sie im September 2014 durchaus vital und kraftvoll, aber nicht so unerbittlich wie sein Mentor Karajan und nicht so brutal wie Gergiev. Jansons bleibt lyrischer, weicher und ist im Adagio äußerst sensuell (SACD RCO 16002).