‘amarcord’ mit Hornklängen
Das Vokalensemble ‘amarcord’ und das Hornquartett ‘german hornsound’ haben für Genuin Werke von August Horn, Robert Schumann, Constantin Homilius, Karl Goldmark, Ferdinand Hummel, Franz Schubert und Carl Steinhauer aufgenommen. Ein seltenes Repertoire mit Wald- und Jagdgesängen, die zwischen 1823 und 1893 entstanden und den beiden gestaltungsfreudigen Ensembles keinerlei Probleme bereiten. Man spürt, mit welcher Hingabe und Freude sie die einzelnen Stücke erarbeitet und für jedes den treffenden Charakter mit den passenden Farben und Nuancen gefunden haben. Problematischer mag das Programm für die Tontechnik gewesen sein, denn die Balance zwischen Instrumenten und Stimmen zu finden, war gewiss nicht leicht und ist auch nicht wirklich gelungen. Das Ohr lechzt förmlich nach mehr Präsenz und Deutlichkeit für die Stimmen, und der Hörer gibt es irgendwann auf, sich mehr Textverständlichkeit zu wünschen und begnügt sich mit einem weitgehend abstrakten Vokal-Instrumentalklang (Genuin 16434).
Dienst nach Vorschrift
Der dirigierende Flötist Patrick Gallois startet bei Naxos eine Gesamtaufnahme der Symphonien von Joseph Haydns Bruder Michael. Ein lobenswertes Unterfangen! Warum jedoch das Unternehmen mit einem zweitrangigen Orchester in den Sand gesetzt werden musste, darüber kann man nur den Kopf schütteln. Weder ist das Orchesterspiel von wirklich guter Qualität, noch ist es transparent, und von ‘historisch informiert’ sind wir auch weit entfernt. Das klingt mir alles zu sehr nach ‘Dienst nach Vorschrift’, um wirklich Interesse hervorzurufen (Naxos 8.573497).
Bereichernde Entdeckung
Einer der vielen Komponisten, die aus Italien nach Spanien gingen, war Francesco Corselli (1705-1778), der in einer französischen Familie in Piacenza geboren wurde. Die aus Italien stammende Elisabetta Farnese (Isabel de Farnesio), Gattin des spanischen Königs Philipp V., hatte ihn an den spanischen Hof geholt. Von seinen Werken ist vieles verloren gegangen, aber erhalten blieb viel geistliche Musik, wie man sie auf einer CD von Itinerant hören kann. Kantaten sind hier mit Violinsonaten gemischt. Die Sopranistin Alicia Amo gefällt mit einer wohlklingenden Stimme. Auch die Instrumentalisten des Ensembles ‘Musica Boscareccia’ spielen sehr engagiert und bringen die Musik Corsellis zur Geltung, so, dass man von einer bereichernden Entdeckung sprechen kann (Itinerant IE 002).
Telemann-Blockflöten-Akrobatik
Georg Philipp Telemann, ein Meister der Blockflöte, hat für dieses Instrument jede Menge hervorragender Musik hinterlassen. Einer der besten Blockflötisten unserer Zeit, der Niederländer Erik Bosgraaf und das Ensemble ‘Cordevento’ haben zwei Blockflötenkonzerte in C & F sowie zwei Suiten in Es-Dur & a-Moll für Blockflöte, Streicher & BC aufgenommen. E sind ungemein attraktive Interpretationen, voller Frische und einer zum Teil atemberaubenden Virtuosität. Vor allem beweisen die Aufnahmen, dass Telemann alles andere als der akademische Langweiler war, den man aus früheren Aufnahmen kannte. Bosgraaf kommuniziert viel Lebensfreude und hin und wieder sogar Humor mit viel Spielfreude und einer ansteckenden Energie (Brilliant Classics 95248).
Fantasievolle Werke von Enjott Schneider
Wergo setzt seine Enjott Schneider-Reihe mit ‘Bach, Dracula, Vivaldi & Co’ fort.
Dorothee Oberlinger, Albrecht Mayer, Joachim Schäfer, Csaba Kelemen, Olga Watts und das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter Kevin John Edusei spielen die gerade so kunstvoll wie einfallsreich gefertigten ‘Bach-Metamorphosen’ (ein Konzert für Oboe, Streicher, Cembalo um die vier Noten B-A-C-H), die beiden sehr virtuosen und brillanten Werke ‘Omaggio a Vivaldi’ und ‘Vivaldissimo’ sowie das absolut hinreißende, sehr skurrile Concerto grosso ‘Draculissimo’, in dem die Trompete und die Posaune solistisch und mit Kampfeslust die schaurigen Mythen um Vlad III. beleben (Wergo WER 51142).