Mozart-Oper für Opernverächter und andere
Es soll Leute geben, die Oper nicht mögen. Sie, aber auch Opernliebhaber, werden sich an den unsterblichen Melodien von Mozarts Singspiels ‘Die Entführung aus dem Serail’ ergötzen, die auf einer CD von Solo Musica in einem vom Komponisten selber angefertigten Potpourri für Harmonieensemble zu hören sind. Mozart nahm diese Aufgabe sehr ernst. « Ich habe keine geringe arbeit. Bis Sonntag acht tag muss meine opera auf die harmonie gesetzt seyn – sonst kommt mir einer bevor – und hat anstatt meiner den Profit davon; sie glauben nicht, wie schwer es ist, so was auf die harmonie zu setzen – dass es den Blasinstrumenten eigen ist und doch dabei nichts von der Wirkung verlorengeht.“ Das schrieb Wolfgang seinem Vater Leopold. Und wie gut er seine Arbeit machte, das zeigt die farbig-alerte und durchaus dramatisch-rhetorische Interpretation des Bläserensembles ‘La Scintilla dei Fiati’, das aus Mitgliedern des ‘Orchestra La Scintilla’ am Opernhaus Zürich besteht (SM 244).
Lyrischer Klarinettist
Das Klarinettenkonzert op. 57 des Dänen Carl Nielsen, die Klarinettenrhapsodie von Debussy und das Klarinettenkonzert von Jean Françaix bilden das interessante Programm einer CD von MDG mit dem weißrussischen Klarinettisten Vladimir Soltan und den Hamburger Symphonikern unter José Luiz Gomez. Während der Solist mit einem zwischen feingliedriger Virtuosität und manchmal atemberaubend schönem Lyrismus überzeugt, bleibt das Orchester den drei Kompositionen so manches schuldig, obwohl es ganz tolle solistische Leistungen im Ensemble gibt. Warum das Orchester mich stört, mag zunächst einmal an der etwas kompakten Aufnahme liegen, die ihm in ruhigen Passagen zu wenig Präsenz gibt und es in stärker besetzten Passagen zu massiv klingen lässt. Aber wegen Soltans in den drei Werken faszinierendem Spiel verdient die CD allemal Interesse (MDG Scene 901 1964-6).
Viktoria mit blassem Husar
Paul Abrahams Revue-Operette ‘Viktoria und ihr Husar’ ist kein Geniestreich, enthält aber einige nette Melodien. Das Stück erscheint nun in einer bearbeiteten Fassung von den Mörbischer Seefestspielen mit der übermäßig vibrierenden Dagmar Schellenberger in der Rolle der Viktoria, Andreas Sauerzapf als Janczi und Katrin Fuchs als Riquette. Michael Heim ist ein etwas blasser Husar. Dirigent David Levi hat sein Festspielensemble gut in der Hand (Oehms Classics OC 454).
Japanischer Marimbist mit ‘Classics on Marimba’
Der japanische Marimbist Fumito Nunoya, der seit 2009 an der Hochschule für Musik Detmold unterrichtet, hat ein Programm mit ‘Classics on Marimba’ aufgenommen. Er spielt Arrangements von Werken von Johann Sebastian Bach, Mario Castelnuovo-Tedesco, Frédéric Chopin, Randall Thompson und Franz Waxman. Nunoyas Spiel ist sehr transparent, doch bei aller Kantabilität vermisse ich etwas Schwung (Oehms Classics OC 1859).
‘Bergen Barokk’ in Frankreich
‘Bergen Barokk’, eines der führenden norwegischen Ensembles für Alte Musik, spielt ein komplett französisches Repertoire von u.a. Marais, Couperin, Hotteterre und Philidor. Es sind Stücke aus Publikationen um 1700, veröffentlicht ‘avec Privilège du Roy’. ‘Bergen Barokk’ spielt kunstvoll auf alten Instrumenten, und es gelingt den Musikern ein bei aller Vitalität doch auch vornehm-elegantes Musizieren, das durchaus dem höfischen Charakter entspricht (Lawo Classics LWC1096).