MITTENDRIN IN DEN HAYDN-QUARTETTEN
Die Haydn-Aufnahmen des Auryn Quartetts wurden im Pizzicato ausführlich kommentiert, und  unsere Feststellung lautete, dass diese Einspielungen dem Hörer kontinuierlich Glück bringen. Glück vor allem deshalb, weil hier keine Diskussionen aufgeworfen werden. Dieser Haydn ist gut und schön, souverän gespielt, und so formvollendet und ausgewogen dargestellt, dass man immer nur staunen kann. Dabei gerät nichts akademisch, loin de là: Die Aurynschen Interpretationen sind hoch musikalisch, lebendig, erfüllt und atmen reine Haydn-Luft. Ich wiederhole es daher noch einmal: Ich kenne kein anderes Quartett, das sich Haydn gegenüber so fair und loyal, so hingebungsvoll und doch so offen verhält wie das Auryn Quartett und sich dabei von nichts anderem inspirieren lässt als von seiner Musik. Dass jetzt nach und nach die Tacet Real Surround-Produktionen auf Blu-ray herauskommen, kann dieses Glück nur noch exponentiell erhöhen. Die erste, 148 Minuten lange Blu-ray mit den sechs Quartetten aus dem Opus 50 versetzt den Hörer mittig ins Quartett und erlaubt ihm ein völlig neues Musikerlebnis (Tacet B 185).

NORDISCHE STIMMUNGEN
CD-efland-challengeDirigent Claus Efland und die ‘Sinfonietta Riga’ haben für Challenge Classics das Album ‘Nordic Atmospheres’ aufgenommen, das ein enges Band zwischen Skandinavien und dem Baltikum knüpft, mit vorwiegend pastoralen, bzw. nostalgisch-melancholischen Streicherwerken von Sibelius, Vasks, Grieg, Nielsen und Larsson, zwischen denen sich das manchmal düstere, aber auch hin und wieder recht quirlige Klarinettenkonzert von Romuald Kalsons wie ein Fremdling ausnimmt. Über einen solchen Stilbruch auf einer CD kann man diskutieren. Ist es Abwechslung oder stört er doch und zerreißt die Einheit der Produktion? Ich tendiere eher zu Letzterem, nicht zuletzt weil die ‘Sinfonietta Riga’ die übrigen Werke so tief auslotet und sie wirklich hinreißend spielt (Challenge Classics CC72630).

KURZ UND GUT
cd-oehms-barbierUnter dem Titel ‘Evocation’ und mit Klavierwerken von Isaac Albéniz, Claude Debussy und Robert Schumann (Kinderszenen) erweist sich die französische Pianistin Kim Barbier als eine ausdrucksvolle Künstlerin, die sowohl im französischen Impressionismus wie auch in der deutschen Romantik ein Zuhause findet. Auffallend ist die Gleichberechtigung beider Hände, die besonders in den ‘Kinderszenen’ zu aparten und das Werk auffrischenden Höreindrücken führt. Einzige Wermutstropfen: mit 43 Minuten ist die CD doch sehr kurz (Oehms Classics OC 886).

LICHTDURCHFLUTETER, ELEGANTER BACH
Cd-hippo‘Bach en Vallekas’ nennt sich eine Produktion von Arsis, die auf einem Pendrive verkauft wird, das Audio- und Videomaterial, Multimedia-Dokumente und eine Foto-Galerie enthält. Johann Sebastian Bachs Kantaten BWV 109, 112, 202 sowie das Brandenburgische Konzert Nr. 4 BWV 1049 bilden das Programm, das von Raquel Andueza – welche eine schöne, warme und immer bewegende Stimme – Jordi Domènech, Juan Sancho (leider ein etwas säuerlicher Tenor) und Enrique Sánchez-Ramos gesungen und vom exzellenten spanischen Ensemble ‘Hippocampus’ unter Alberto Martínez Molina gespielt wird. Die Hauptcharakteristik dieser Aufnahmen ist ein lichtdurchflutetes Musizieren und eine wunderbare Eleganz. Davon profitieren sowohl die Kantaten als auch das Vierte Brandenburgische Konzert, das federleicht und tänzerisch daherkommt (1 Pendrive USB Arsis GPD-5247).

RISCHE ÜBERZEUGT WIEDER MIT C.P.E. BACH
CD-Bach-RischeMichael Rische ist beim 3. Volume seiner Einspielung von Carl Philipp Emanuel Bachs Klavierkonzerten angekommen. Ein Gewinn ist der Austausch des Leipziger Kammerorchesters, das vor allem die erste CD etwas belastete, durch die 2007 von Mitgliedern des MDR Symphonieorchesters gegründete Kammersymphonie Leipzig, die ohne Dirigent spielt und hier ganz auf den Solisten eingeht, der auch diesmal mit grosser Gestaltungsphantasie spielt, mit immer richtig anmutendem Tempo und auch deutlich viel Seele. Neben dem d-Moll-Konzert Wq 22 und dem G-Dur-Konzert Wq 43/5 erklingt auch das Konzert für 2 Klaviere, bei dem sich Rische von Rainer-Maria Klaas akkurat sekundieren lässt (Hänssler Classic 98.027).

 

  • Pizzicato

  • Archives