FAMILIENALBUM
‘The Krein Family’ nennt der Pianist Jascha Nemtsov seine CD mit Werken von Alexander, Grigori und Julian Krein. Diese russisch-jüdische Familie stammte aus Litauen und lebte ab den 1870er Jahren in Nischni Nowgorod an der Wolga. Alle sieben Söhne von Vater Abraham erhielten ihre erste musikalische Ausbildung von ihm und wurden Musiker. Alexander und Grigori sowie dessen Sohn Julian machten sich einen Namen als Komponisten. Die Klavierwerke, die Nemtsov spielt, sind zum Teil von jüdischer Volksmusik inspiriert, klingen für ihre Entstehungszeit aber recht modern und manchmal etwas trunken. Scriabin und der Blues sind da nicht weit entfernt. Nemtsov spielt sehr stimmungsvoll und bringt die kühnen Harmonien der Krein-Komponisten wunderbar zum Ausdruck (Profil PH3059).

DREI STREICHER UND EINE OBOE
CD-StoltzDas ‘Stoltz Quartet’ (Streichtrio + Oboe) spielt auf einer Challenge Classics CD ein sehr abwechslungsreiches Programm, das mit einem Arrangement von Ravels ‘Tombeau de Couperin’ beginnt, das diesem Werk attraktive neue Farben gibt.  Robert Zuidem, der Arrangeur, stellt sich danach mit dem kurzen und lieblichen Stück ‘A Love Unsung’ vor. Danach folgt ein kleines Melodram, ‘Haiku’s’ von Klaas de Vries, ein glücklicherweise nur vier Minuten langes Geräuschestück – es klingt als ob jemand in einer Mottenkiste wühlt: ‘Desiring-Machines – partial-object 0.1667’  von Einar Torfi Einarsson. Theo Verbey besorgte die Bearbeitungen – es sind schon fast Paraphrasen – der vier Préludes op. 33 von Alexander Scriabin, ehe es mit seinem eigenen Werk ‘Four Preludes to Infinity’ zu einem weiteren Höhepunkt der CD kommt. Es ist dies ein sehr schönes, tief empfundenes Stück Musik, das von den vier Musikerinnen des Stoltz Quartetts inspiriert wieder gegeben wird. Die CD endet mit einer Bearbeitung der 4. Station der Lisztschen ‘Via Crucis’ durch Reinbert de Leeuw.

FASZINIERENDE SARAH MINGARDO
CD-al cieloFra Bernardo traf eine glückliche Entscheidung, als das Label seine Mikrophone in der Kirche des Brixener Priesterseminars aufstellte, um ein Konzert mit ‘Duetti da Camera’ und Instrumentalsonaten Benedetto Marcellos aufzunehmen, gesungen von der leider etwas eindimensional gestaltenden, aber technisch recht guten Sopranistin Silvia Frigato und der wunderbaren Altistin Sara Mingardo, die einmal mehr mit ihrer prachtvollen Stimme fasziniert. Sehr vital spielt das ‘Gambe di Legno Consort’. Vor allem wegen Mingardo ist diese CD empfehlenswert (fb1210192).

SCHWEBEND
2243 XECM präsentiert eine weitere Produktion mit Werken der estländischen Komponistin Helena Tulve (*1972). In allen fünf Kompositionen, ‘Reyah hadas ‘ala’, ‘Silences/Larmes’, ‘L’équinoxe de l’âme’,’ Arboles lloran por lluvia’ und ‘Extinction des choses vues’ hören wir eine horizontal schwebende Musik der Stille, die sich sowohl aus zeitgenössischen wie ‘archaischen’ Strömungen nährt, mit Inspirationsquellen, die von gregorianischen Gesängen, jemenitisch-jüdischen Melodien bis zu Lyrik aus der Suzfi-, sephardischen und christlichen Mystik reichen. Das alles kondensiert sich in einer ungemein evokativen, oft mysteriösen Musik von naturnah bis ätherisch, in der einige ‘industrielle’ Akzente nicht fehlen. Zu den Interpreten zählen Arianna Savall, das Ensemble Vox Clamantis, das NYYD Quartet, ‘Hortus Musicus’ sowie das ‘Estonian National Symphony Orchestra’ unter Olrari Elts. Entdeckenswert (4764500)!

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