STREICHERMUSIK MIT VOLKSMUSIK-WURZELN
Dux veröffentlicht eine CD mit dem wie immer hervorragenden Erdődy Kammerorchester, das ein Programm interpretiert, in dem die Volksmusik der Länder, aus denen die verschiedenen Komponisten stammen, eine große Rolle spielt. Von Alexander Tansman erklingt das für Streichquartett komponierte ‘Triptyque’, von Witold Lutosławski die Ouvertüre für Streicher sowie ‘Fünf Volksmelodien’ für Streichorchester, die ‘Court Dances’ des Ungarn-Rumänen Győrgy Orban sowie Győrgy Selmeczis ‘Concerto per 4 violini ed archi’. Die Interpretationen sind allesamt erstrangig und trotz eines satten und fundierten Streichersounds sehr transparent (Dux 980).
ASHKENAZYS BESTE CHOPIN-ETÜDEN
Vladimir Ashkenazy hat die Chopin-Etüden mehrmals aufgenommen, zu allererst aber 1959 und 1960 für Melodiya. Und das sind seine besten Einspielungen, frisch, impulsiv, kompromisslos, oft von stupender Virtuosität, aber auch introvertiert kantabel, wo es sein muss. Jede Etüde bekommt ihren ganz eigenen Charakter. Und am Ende sagt man sich: das ist wohl eine der besten Aufnahmen dieser Werke überhaupt (MEL CD 10 02 108).
NEUE KLÄNGE
Thomas Larchers neue CD ‘What Becomes’ ist bei Harmonia Mundi erschienen. Sie enthält drei Solowerke für Klavier, ‘Smart Dust’ (2005), Poems (2005–2010) und ‘What Becomes’ (2009), sowie den 20-minütigen Liederzyklus ‘A Padmore Cycle’ für Tenor und Klavier, für den Gedichte der österreichischen Autoren Hans Aschenwald und Alois Hotschnig vertont wurden. Larcher begleitet Padmore in diesem verstörenden und aussichtslosen Zyklus selbst am Klavier, während die drei Klaviersolostücke von Tamara Stefanovich gespielt werden. Sie benutzt, außer in den ‘Poems’, ein komplett mit Gummikeilen und Gaffertape präpariertes Klavier. Die Kompositionen holen, wie Larcher schreibt, « neue Klänge und Ausdrucksmöglichkeiten aus dem Klavier heraus, die es zu einem ‘anderen Instrument’ machen sollen.“ Und das ist das Faszinierende hier: es ist fast unglaublich, was man an nie gehörten Klängen zu hören bekommt (HMU 907604).
BUSONI-HOMMAGE
Der 90. Todestag von Ferruccio Busoni im kommenden Juli ist für den deutschen Pianisten David Theodor Schmidt Anlass für eine ganze Busoni-CD bei Profil. Zu hören sind darauf Bearbeitungen von Werken von Bach und Brahms. Die kurzen Stücke sind für den Interpreten « kleine Kostbarkeiten ». Dermaßen überzeugt von Busonis Genialität im Transkribieren, spielt Schmidt wirklich mitreißend auf seinem Bechstein-Flügel, virtuos, farbenreich und extrem klar, gleichzeitig aber auch gefühl- und entsprechend ausdrucksvoll (PH14005).
FÜNF FRANZÖSINNEN MIT DEUTSCHEN BLÄSERQUINTETTEN
‘German Wind Quintets’ spielt das französische ‘Quintette Aquilon’, und die Damen zeichnen sich dabei als versierte Stimmungsmalerinnen aus, sowohl in August Klughardts verspieltem Bläserquintett op. 95 als auch in Paul Hindemiths ‘Kleiner Kammermusik für 5 Bläser’ op. 24/2, die sehr differenziert und einfühlsam dargeboten wird. Das lebhafte Divertimento op. 4 von Hanns Eisler und das immerhin fast 16 Minuten dauernde ‘Adieu’ von Karlheinz Stockhausen beenden die CD. ‘Adieu’ ist ein Stück, das mit langgehaltenen Akkorden voller mikrotonaler Schwankungen und Gesten der unterbrochenen Bewegung Nachdenken über die Vergänglichkeit hervorrufen soll. Das Werk entstand in Erinnerung an den Organisten Wolfgang Sebastian Meyer, der bei einem Autounfall ums Leben kam. « Die Musiker müssen in der Lage, tief zu erleben », sagte Stockhausen und meinte, in der Musik vibriere das « Gefühl der Nähe zum Tod ». Inwieweit die Interpreten diese Erlebnisfähigkeit bei dem technisch sehr schwierigen Stück erringen können, ist fraglich. Und wie diese Erlebnismusik als solche beim Zuhörer ebensolche Gefühle provozieren soll, ist auch eher problematisch. Keine leichte Musik! Und ein Stück, das eine an sich unterhaltsame CD eher ungewöhnlich beendet (Crystal Classics N67094).
CORELLI-FASZINATION
Wie schon in Arcangelo Corellis Sonaten op. 5 fasziniert uns das ‘Avison Ensemble’ auf einer weiteren Corelli-Album bei Linn Records (CKD 414) mit rhythmisch wie dynamisch eher zurückhaltenden Interpretationen, in denen, anstatt fetziger Virtuosität, eine ständig tiefschürfende Mitteilsamkeit und eine hohe Emotionalität erreicht werden.