ORATORIUM VON JOHN ADAMS
Deutsche Grammophon präsentiert die Welt-Ersteinspielung des beeindruckenden Oratoriums ‘The Gospel According to the Other Mary’ von John Adams mit dem ‘Los Angeles Philharmonic Orchestra’ und der ‘Master Chorale’ sowie einem hervorragenden Solistenensemble mit Kelley O’Connor, Tamara Mumford und Russell Thomas, unter der Leitung von Gustavo Dudamel. Diese Passion, die die Leidensgeschichte Jesu aus der Sicht von Maria, Martha und Lazarus erzählt, ist musikalisch spürbar von Johann Sebastian Bach inspiriert. Peter Sellars hat die vier Evangelien, Psalmen und Texte der Neuzeit zu einem Libretto verwoben, John Adams hat dazu eine ungemein fantasievolle, kantable Musik geschrieben, die Gustavo Dudamel meisterhaft dirigiert, indem er die Spannung während zwei Stunden aufrecht erhält (4792243).
TRAUMHAFT SCHÖNES HARFENSPIEL
Einer der besten Harfenisten unserer Zeit, der Israeli Sivan Magen, spielt, – spielt er wirklich, oder fantasiert er? – eine Reihe von Fantasien, jene von C.P.E Bach Wq. 58 Nr. 6, die Chromatische Fantasie BWV 903 von dessen Vater, die KV 397 von Mozart und weitere Werke von Brahms, Renie und Walter-Kühne. Eine traumhaft schöne Aufnahme, gut für eine Weltflucht, die leider nach 59 Minuten zu Ende ist (Linn CKD 441).
PADEREWSKIS OPER ‘MANRU’
Der virtuose Pianist Ignacy Paderewski (1860-1941) war auch als Komponist tätig. Während die meisten seiner Werke für Klavier komponiert wurden, hinterließ er auch eine einzige Oper, ‘Manru’. Dux veröffentlicht nun bereits die zweite Aufnahme davon und zeigt so, dass die international wenig bekannte Oper in Polen immer noch gerne aufgeführt wird. In dem Werk geht es um die unglückliche Beziehung zwischen der Polin Ulana und dem Zigeuner Manru, sowie, weiter gefasst, um einen Zusammenprall der Kulturen. Leider vermischt das Libretto die im Grunde veristische Thematik mit Zauberei und allerlei abstrusen Ideen, was dem Erfolg der musikalisch attraktiven Oper sehr geschadet hat. Mit dem Tenor Janusz Ratajczak und der Sopranistin Wioletta Chodowicz hat diese Produktion zwei gute Sänger in den Hauptrollen, und der Rest der Besetzung ist genau so gut wie Chor und Orchester unter der ausdruckstarken Leitung von Maciej Figas (Dux 793/4)
PIANISTISCHER GENUSS
Für seine erste Aufnahme bei Alpha inszeniert der junge russische Pianist Sergey Kasprov einen Dialog zwischen Original-Barock und Transkriptionen: Rameau, Lully, Loeillet, Bach und Scarlatti zuerst pur, dann transkribiert von Tausig, Godowsky und Rachmaninov. Die Ausdruckspalette reicht von sehr nachdenklich und melancholisch bis extrem virtuos und verspielt. Der Dialog wird insofern unrealistisch, als die Originale ebenso auf dem Klavier gespielt werden wie die Bearbeitungen, und letztere denselben leichten Touch bekommen, den der Pianist den nicht bearbeiteten gibt. Da man die Godowsky und Tausig-Transkriptionen schon allzu donnernd und mit zuviel Gewicht gehört hat, macht Kasprovs Annäherung also durchaus Sinn und ist zudem pianistisch ein Genuss (Alpha 606).