SUBJEKTIVER CHOPIN
Die französische Pianistin Laure Favre-Kahn (*1976) hat für Transart Live eine weitere Chopin-Platte aufgenommen, auf der sie sich einmal mehr als sehr eigenwillige, subjektive Interpretin erweist. Die kraftvoll-zupackend gespielte Zweite Sonate wird dabei recht spannend, während die Vier Mazurken op. 33 sowie vier Impromptus differenzierter gestaltet werden, mit viel Rubato und einem klugen Spiel mit den Tempi und der Dynamik. Insgesamt nichts Bahnbrechendes, aber eine interessante Chopin-CD (TR 173).
ALARCON MIT ZAMPONIS ‘ULISSE ALL’ISOLA DI CIRCE’
‘Ulisse all’Isola di Circe’ ist eine Oper, die Erzherzog Leopold Wilhelm von Habsburg 1650 beim Komponisten Giuseppe Zamponi bestellte, um die Heirat von König Philipp IV. von Spanien mit seiner Nichte Marie-Anna von Österreich grandios zu feiern. Nach der Uraufführung verschwand die Partitur in den Archiven und wurde jetzt in Wien wiederentdeckt. Leonardo Garcia Alarcon hat das Werk für Ricercar aufgenommen. Zu den Solisten zählen unter anderem Céline Scheen, eine wunderbare Interpretin der Circe, und Furio Zanasi, ein sehr sensueller Ulisse. Das Ensemble Clematis und der ‘Chœur de Chambre de Namur’ sorgen für eine opulente Interpretation dieser Oper, die dem Stil des venezianischen Musiktheaters entspricht und letzten Endes dennoch nur einige wenige Arien enthält, die wirklich eine Wirkung erzielen (Ricercar RIC 342).
ORGEL UND ORCHESTER
Das ‘Royal Flemish Philharmonic’ hat zwei Werke mit Orgel eingespielt. Das Programm wird eröffnet mit dem Orgelkonzert op. 18 von Joseph Callaerts (1830-1901). Es ist ein sehr triviales und holperig strukturiertes Werk, in dem die Ordnung fehlt. Konsistenter und anspruchsvoller ist da schon die ‘Symphonie Concertante’ von Joseph Jongen, « kein Orgelkonzert, sondern ein Orchesterwerk, in dem die Orgel, dieses andere Orchester, die ihm gebührende Vorrangstellung einnimmt », wie der Komponist einmal betonte. Organist Peter van de Velde und das von Peter Biloen dirigierte Orchester sind in beiden Stücken engagierte und technisch niveauvolle Interpreten (RFP 008).
MONADOLOGIEN-STREICHQUARTETT
Und hier noch ein Hinweis auf eine Winter & Winter-Produktion mit Bernard Langs ‘The Anatomy of Disaster’, seinem drittem Streichquartett, das der Serie der Monadologien angehört. Der Komponist sagt: « Mittels zellulärer Automaten und granularer Analyseverfahren werden historische Texte prozessiert, analog den Umgangsweisen des Experimentalfilms von Rafael Montanez Ortiz und Martin Arnold mit found footage. (…) In Monadologie IX versuche ich nochmals, in Analogie zu den unterschiedlichen Fassungen Haydns, ‘Die sieben letzten Worte…’ zu überschreiben. Die Satzfolge ist identisch mit der des Originals, ein kurzes Sample aus dem Originaltext triggert den gesamten folgenden Verlauf. » Gespielt wird die extrem formulierte, chaotisch-pessimistische Musik vom Arditti Quartett, dem die höllisch schwierige Partitur keine Probleme bereitet (910217-2).