AURYN MIT ZAGHAFTEM CROSSOVER
Das Auryn Quartett bewegt sich weg von seinem Kernrepertoire mit der CD ‘Niederschlagsmengen – Music for saxophone and string quartet in 7 movements’ des deutschen Saxophonisten Roger Hanschel. Das über eine Stunde lange Werk ist klanglich sehr vielfältig, und Hanschel hat Jazz, Minimalismus und ‘Klassisches’ anspruchsvoll vermischt, von rhythmisch strebenden Stimmungen bis zum Melancholisch-Poetischen. Letztlich aber wird die CD Klassik-Liebhaber noch wohl eher ansprechen als Jazzfreunde, denn der Jazz ist wohl das am wenigsten dosierte Element in Hanschels Komposition (Tacet 211).
HOSOKAWAS KLANGLANDSCHAFTEN
Naxos startet eine Edition mit Toshio Hosokawas Orchesterwerken. Unter Jun Märkls Leitung spielt das ‘Royal Scottish National Orchestra’ das Hornkonzert ‘Moment of Blossoming’, ‘Lotus Under Moonlight’ für Klavier und Orchester sowie ‘Chant’, für Cello und Orchester. In Toshio Hosokawas Musik gibt es viel Meditation und keine große Entwicklung. Das ist auch in diesen drei Werken der Fall. Es geht hier um Stimmungen, die kommen und gehen, um Klangfarben und Klanglandschaften. Jun Märkl arbeitet die feinen Texturen in der Musik des Japaners wunderschön heraus (Naxos 8.573239).
BIBER-ROSENKRANZ MIT EXPRESSIVEM CONTINUO
Das finnische Label Ondine präsentiert eine neue Aufnahme der Rosenkranz-Sonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber, eine Sammlung von fünfzehn Sonaten für Violine und Basso Continuo und einer abschließenden Solosonate (Passacaglia). Jede der Sonaten entspricht einem der fünfzehn Geheimnisse des Rosenkranzes. In dieser Aufnahme ist die finnische Geigerin Sirkka-Liisa Kaakinen-Pilch die Solistin. Das Continuo wird vom Ensemble Battalia besorgt, das aus Annamari Polhó (Cembalo und Portativ), Eero Palviainen (Theorbe, Laute, Gitarre und Orgel) sowie Mika Suihkonen (Violone) besteht. Die CD spricht weniger vom Spiel der Geigerin her an, als vielmehr durch die besonders einfallsreiche Continuo-Arbeit, die eine ganz besondere Ausdrucksintensität erlangt (Ondine ODE 1243-2D).
ITALIENISCHE FLÖTENKONZERTE
Die japanische Flötistin Junko Ukigaya spielt italienische Flötenkonzerte von Vivaldi, Boccherini, Platti und Mercadante. Zusammen mit einem kleinen Instrumentalensemble musiziert sie frisch und prägnant, immer darauf aus, ein besonderes reiches Klangraffinement zu erreichen. Das führt in Vivaldis ‘Il Gardellino’ zu ganz erstaunlichen Klangwirkungen (Bella Musica BM 312454).
SOKOLOVS FRÜHE AUFNAHMEN
Die Verehrer des russischen Pianisten Grigory Sokolov werden sich auf diese Veröffentlichung stürzen, die frühe, in den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts entstandene Aufnahmen mit den Beethoven-Sonaten 7, 27 und 32, der 3. Sonate von Scriabin und dem Kammerkonzert für Violine, Klavier und Schlagzeug von Boris Arapov enthält. Die Interpretationen verdienen Interesse, zweifellos, während etwas Enttäuschung über das doch sehr heterogene Programm aufkommt und die stark höhenbetonte Aufnahme ohne wirkliches Klangfundament zu beanstanden ist. Freilich: Sokolov zieht uns so stark in ‘seinen’ Beethoven, dass man sich an den Sound auch noch gewöhnt (Melodiya 1002240).
