DIE POESIE ZEITGENÖSSISCHER MUSIK
Mit Musik von Georges Aperghis, Beat Furrer, Younghi Pagh-Paan, Franco Donatoni, Morton Feldman, Márton Illés, John Bull und Mark Andre stellt sich das ‘Trio Catch’ (Boglárka Pecze, Klarinette, Eva Boesch, Violoncello, Sun-Young Nam, Klavier) auf einer CD von col legno vor. Mit ungewohnten Klängen und sogar Geräuschen wird das Programm zu einer ‘Expedition zu den Rändern’, wie es der Booklet-Text nennt, und es ist schon erstaunlich, mit welcher Sensibilität die drei Musikerinnen die manchmal sperrige Musik bereichern. Die Klangfiguren mögen manchmal stringent sein und brutal, aber das Zarte wird so deutlich herausgearbeitet, dass immer wieder Poesie aufleuchtet (#20424).
WUNDERBARE MENDELSSOHN-CD
Der Spanier Javier Perianes spielt von Felix Mendelssohn ‘Lieder ohne Worte’, ’17 Variations sérieuses’, das ‘Rondo Capriccioso’ op. 14, ‘Kinderstücke’, ‘Präludium & Fuge’ op. 35/1 sowie ‘Andante con variazioni’ op. 82. Das Programm ist ihm wunderbar gelungen. Purer Mendesohn, in seiner ganzen expressiven Vielfalt, aber ohne jede Übertreibung und unnötige Recherche. Gerade ihre Natürlichkeit gibt der CD 76 Minuten lang eine nie nachlassende Frische (HMC 902195).
VIVALDI AUS ESTLAND
‘Baltic Baroque’ setzt auf ‘Estonian Record Productions’ seine Vivaldi-Reihe fort mit vier Sonaten für Solovioline und zwei Sonaten für 2 Violinen und b.c. Das Ensemble auf historischen Instrumenten nutzt die reiche Palette an Formen, Spiel- und Ausdrucksmöglichkeiten für eine vorzügliche Interpretation. Die Instrumentalisten spielen temperamentvoll, sehr tänzerisch, und gestalten expressiv, nie auf vordergründigen Glanz abzielend (ERP 7214).
DIE STREICHER DES LSO
Eine sehr transparente und die verschiedenen Instrumentengruppen genau beleuchtende Aufnahme von Tchaikovskys Streicherserenade gibt es mit dem ‘LSO String Ensemble’ unter Roman Simovic bei LSO Live. Auch die sprühend-temperamentvolle, federnde und wiederum sehr durchhörbare Wiedergabe des Divertimentos von Bela Bartok spricht für diese musikalisch hochkarätige SACD mit gutem Surround-Klang (LSO0752).
PETIBON-VARIETE
Patricia Petibons neue CD ‘La Belle Excentrique zeigt, wie nahe gewisse Lieder von Klassik-Komponisten wie Poulenc, Satie, Fauré und Hahn den Liedern eines Léo Ferré sind. Sie singt eine hinreißende Zusammenstellung exzentrischer und oft humoristischer Lieder, und ihr einmaliges darstellerisches Talent erlaubt es ihr, alles zu vergessen, was man als Richtlinien für die französische Mélodie aufgestellt haben mag, und so dieses Repertoire quasi neu zu entdecken. Ihre Partner Susan Madoff am Klavier, Nemanja Radulovic, Violine, David Venitucci, Akkordeon, und François Verly, Schlagzeug, helfen ihr, dieses hochkarätige Variété-Produkt zu veredeln. Superb! (Deutsche Grammophon 4792465).
CORA BURGGRAAF IM CABARET
Wenn Petibon sich auf französisches Repertoire beschränkt, vereinen Cora Burggraaf und das ‘Calefax Reed Quintet’ mit ‘The Roaring Twenties’, ein amerikanisch-britisch-deutsches Programm mit kabarettistischem Einschlag. Melodien von Copland, Britten (Cabaret Songs), Kurt Weill und George Gershwin sind hier in attraktiven Aufführungen zu hören, jedoch erreicht die Mezzosopranistin Cora Burggraaf nicht annähernd die Gestaltungsphantasie ihrer französischen Kollegin Petibon. Doch die überschäumende Energie des Calefax Quintetts macht da so manches wett, und der Unterhaltungscharakter der Produktion ist unbestreitbar (Challenge Classics CC 72657).
