VIRTUOS UND ELEGANT
Die Markenzeichen des amerikanischen Pianisten Andrew von Oeyen (*1979) sind die Klarheit der Texturen, ein unprätentiöser Musikfluss und eine immer gewinnende Eleganz. Dass dies dem Ersten Buch der ‘Préludes’ von Claude Debussy zugute kommen musste, war vorauszusehen. Absolut grandios sind auch Stravinskys Petrouchka-Sätze. Selten hat man diese Tänze so bewegungsreich, so genuin tänzerisch gehört. Besonders der ‘Russische Tanz’ erlangt hier eine faszinierende Wirkung. Auch die beiden brillanten Klavierstücke von David Newman (Prelude, Antipodal Rag) werden von Andrew von Oeyen mit souveräner Virtuosität gespielt. Die Qualität der Tonaufnahme ist herausragend (Delos DE 34549).
GROSSARTIGE NUANCIERUNGSKUNST
Der Japaner Kotaro Fukuma zeigt mit einem komplett russischen Programm seine herausragende Technik. Das persönliche seiner Interpretationen offenbart sich einem nicht sofort. Erst wenn man aufmerksam hinhört, merkt man, wie genau Fukuma nuanciert, welch subtile Kunst der Färbung und der Schattierung er in den Dienst der Musik stellt. Gewiss, seine phänomenale Virtuosität ist allein schon ein Genuss, aber Balakirevs ‘Islamey’, Mussorgskys ‘Bilder einer Ausstellung’, Tchaikovskys ‘Dumka’ und Stravinskys ‘L’Oiseau de feu’ gewinnen vor allem durch die Finesse des Ausdruckspotenzials (Hortus 115).
CAROLS AUS DER ‘KING’S COLLEGE CHAPEL’
Der ‘Kings College Choir’ hat eine neue CD mit Weihnachtsmusik veröffentlicht: Favourite Carols from King’s’. Es ist eine Sammlung der beliebtesten Weihnachtslieder. Höhepunkte sind ‘In dulci jubilo’, ‘O little town of Bethlehem’, ‘Silent Night’, ‘Hark! the herald angels sing’ und ‘O come, all ye faithful’. Das Programm wird ebenso fein gesungen wie es aufgezeichnet wurde. Daneben gibt es auch eine DVD mit einer Aufzeichnung der Carols vom ‘King’s Service’ aus dem Jahre 2013. Der Gottesdienst umfasst Weihnachtslieder und Texte, aufgenommen in der spektakulären Kulisse der ‘King’s College Chapel’ (CD: KGS0007; DVD: KGS0008).
VIVALDI-TRANSKRIPTIONEN
Julian Lloyd Webber und seine Frau Jiaxin spielen auf ihrer Vivaldi-CD ‘Concertos for Two Cellos’ ein einziges Originalkonzert für zwei Celli und daneben ausnahmslos Transkriptionen von Konzerten in anderer Besetzung, die Lloyd-Webber selber angefertigt hat. Am schönsten klingen ihre Instrumente in den langsamen Sätzen, die sie lyrisch aussingen. Und warum stört mich am Ende als einziger Nicht-Vivaldi-Track das ‘Milonga’ aus dem Konzert für Bandoneon und Gitarre von Astor Piazzolla? Nun, vielleicht, weil Lloyd Webber und seine Frau hier am authentischsten und am souveränsten wirken und damit die Vivaldi-Transkriptionen mehr als nur relativieren (Naxos 8.573374).
SEHR GUT, ABER NICHT HERAUSRAGEND
Eine in allen Hinsichten prächtige Fünfte Symphonie von Gustav Mahler gibt es bei Profil, aufgenommen mit dem WDR-Sinfonieorchester Köln unter Jukka-Pekka Saraste. Alles ist an seinem Platz, das Orchester spielt brillant und flüssig, die Tonaufnahme ist räumlich und klar, aber es fehlt hier das Besondere. Dem klassischen Interpretationsansatz liegt ein analytisches Konzept zugrunde, welches das Emotional-Aufgewühlte der Musik nur ungenügend berücksichtigt (PH14045).
FRANZÖSISCHES RAFFINEMENT
Feine, elegante und angenehm leichte, sehr frische und unverkünstelte Interpretationen von Gabriel Faurés Erstem Klavierquartett und jenem von Mel Bonis hat das französische ‘Quatuor Giardini’ für Evidence aufgenommen. Eine perfekte, wenngleich je nach Bedarf wechselnde Balance, eine sensible Sprache des Ausdrucks und der Klangphantasie machen diese CD zu einem vortrefflichen Hörvergnügen ( EVCD 004).
