ERZÄHLTE GESCHICHTEN
‘Dialoghi a voce sola’ aus dem italienischen Frühbarock sind auf einer CD von Raumklang zu hören, die die Sopranistin Ulrike Hofbauer mit dem Ensemble ‘&cetera’ aufgenommen hat und die eine nachdrückliche Empfehlung verdient. Die Sängerin sieht sich hier ganz klar in der Rolle eines Geschichtenerzählers, und ihr warmer, gut fokussierter und wendiger Sopran ist zu kontrastreichen Nuancen, einer großen Farbpalette und vielen verschiedenen Schattierungen fähig, um dem gesungenen Wort Bedeutung zu geben. Die ‘Dialoghi’ werden mehrmals mit Instrumentalmusik aufgelockert, was aber keine Unterbrechung ist, sondern die Stimmungen der Gesänge weiterträgt bez. den Zuhörer auf die nächste Melodie vorbereitet (Raumklang RK3306).
KLASSIK UND NEOKLASSIK
Wiener Klassik à la Mozart und Neoklassik à la Stravinsky: Die Schweizer Violinistin Esther Hoppe und der Pianist Alasdair Beatson umrahmen Strawinskys Divertimento (eine viersätzige, vom Komponisten selber arrangierte Suite aus dem Ballett ‘Le baiser de la fée’) mit den Sonaten in B-Dur KV 454 und in C-Dur KV 296 von Wolfgang Amadé. Drei unbeschwerte Werke, überaus fein leicht und sicher gespielt, mit ausgereifter Schönheit und vollendeter Eleganz (Claves 50-1403).
MENSCHLICHE GEFÜHLE
Philippe Herreweghe und das ‘Collegium Vocale Gent’ haben für ihre dritte, der Renaissance-Musik gewidmeten CD Werke des englischen Komponisten William Byrd aufgenommen. Die Motette ‘Infelix ego’ liefert den Titel der Produktion, auf der die ‘Missa a 5’ und drei weitere Motetten zu hören sind, sowie ‘Peccantem me quotidie a5’ von Alfonso Ferrabosco und ‘Miserere mei a5’ von Philippus de Monte. Die Interpretationen bestechen durch einen klaren, warmen und gefühlvollen Klang. In Byrds Meisterwerk ‘Infelix ego’ wird ein hoher Grad an Kontemplation erreicht, ohne, dass die Musik transzendiert werden würde: Sie bleibt vielmehr Ausdruck menschlicher Gefühle, die aus der Verzweiflung kommend den Weg der Erlösung hoffnungsvoll aufzeigen (PHI 014).
SCHÖN UND NOBEL…
Die junge französische Cellistin Hermine Horiot (*1986) hat in der ‘Collection 1001 Notes’ eine CD unter dem Titel ‘Romance Oubliée’ aufgenommen, in der sie zusammen mit dem Pianisten Ferenc Vizi u.a. Dvoraks Sonatine op. 100, Schumanns ‘Drei Romanzen’ und Chopins Cellosonate spielt. Horiots lyrischer, samtener und warmer Celloklang ist wie geschaffen für das romantische Repertoire. Die Solistin singt die Werke hingebungsvoll, aber ohne je in Sentimentalismus zu verfallen. Und dennoch fragt man sich am Ende, ob der Schönklang und die noble Zurückhaltung nicht doch mit etwas mehr Persönlichkeit angereichert werden müssten… (Collection 1001 Notes 05).