ERSTEINSPIELUNG VON WEBERS ‘SILVANA
Die Erstaufnahme der Urfassung von Carl Maria von Webers am 16. September 1810 uraufgeführte Oper ‘Silvana’ legt cpo vor. Sie stützt sich auf die Materialien zu der wissenschaftlich-kritischen Edition des Werkes im Rahmen der Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe und den dazu erstellten Aufführungsmaterialien. Die Gesamtausgabe gibt die Urfassung einschließlich der Dialoge wieder, enthält aber zugleich sämtliche Änderungen, die von Weber im Rahmen der Uraufführung in Frankfurt a. M. 1810 vorgenommen wurden. Das Label teilt mit: « Niemand besser als der Komponist selbst wusste, dass ihm in seiner ersten Version dieser Oper eine überzeugende stilistische Verschmelzung von schwärmerischer Romantik und schlichter Volkstümlichkeit, neuartigen Ideen und konventionellen Versatzstücken, poetischer Idee und formaler Dramaturgie in dieser Oper noch nicht durchgehend gelungen war, und deshalb überarbeitete, straffte und veränderte er seine Silvana immer wieder. Das positive Endergebnis hören Sie auf nun erfolgter Veröffentlichung. » Das muss relativiert werden, obschon die Oper von Ulf Schirmer zupackend dirigiert wird. Die wichtige Rolle des Rudolph ist mit dem Tenor Ferdinand von Bothmer nicht gerade optimal besetzt. Seine Stimme ist unausgeglichen, klingt oft überfordert und ist problematisch in der Intonation. Das kann der einfühlsame und reine Gesang von Michaele Kaune in der Rolle der Mechthilde nicht wirklich aufwiegen (cpo 777727).

FLACHER DVORAK
CD-Dvo-Chich-SRWenn Antonin Dvoraks Musik vor allem durch ihre Frische, ihre Aufrichtigkeit und ihre melodisch-rhythmische Ausdruckskraft lebt, dann lebt die Erste Symphonie, eingespielt von der Deutschen Radio-Philharmonie unter Karel Mark Chichon nicht wirklich. Es fehlt ihr nämlich das so wichtige Element der Frische, der Spontaneität. Chichon mag sehr darauf geachtet haben, die Musik nicht durch zu viel Energie zu zerstören – das haben viele Dirigenten fertig gebracht – aber der Klang ist wenig transparent und wenn man vorübergehend hier oder dort glaubt, jetzt, jetzt hebt er ab, dann bricht auch schon wieder alles zusammen und verflacht. Ein etwas lauer Auftakt für eine Dvorak-Gesamtaufnahme (Hänssler Classic 93.330)!

MUSIKKARUSSEL
CD-Vlad-TobiBei Vlad erschien eine CD mit dem Opus 1 des Antwerpener Komponisten Henri Jacques Tobi (1741-1809). Der Zeitgenosse Haydns schrieb dieses Werk für Klarinette, Geige und Basso continuo. Vlad Weverbergh und ‘Terranova’ spielen den Bass auf dem Cello und Pianoforte. Die Klarinette spielt jedoch klar die erste Rolle in diesem ca. 50 Minuten lang sprudelnden Musikbächlein. Man könnte auch sagen: die Trios drehen sich unaufhörlich und ohne sich viel voneinander zu unterscheiden wie ein Karussell auf dem Jahrmarkt. Die Interpreten sorgen für viel tänzerische Energie. Nett, aber kaum mehr (Vlad VR009).

C.P.E. BACH, SEHR RHETORISCH
CC72666-CecchSonaten und Fantasien von Johann Sebastian Bachs Sohn Carl Philipp Emmanuel, spielt der italienische Fortepianist Riccardo Cecchetti auf einer CD von Challenge Classics. Er interpretiert sie je nach Charakter empfindsam oder feurig, immer rhetorisch, obwohl sein Instrument, ein von einem unbekannten Klavierbauer stammendes Fortepiano von 1785 etwas soft und matt klingt (CC 72666).

ANGLIKANISCHE CHORTRADITION
cd-hymn-anthemsDer ‘Choir of King’s College’ hat eine Mehrkanal-SACD mit ‘English Hymn Anthems’ u.a. von Dyson, Ireland, Parry, Stanford, Wood und Vaughan Williams herausgebracht. Das ist bemerkenswerter Chorsingen in anglikanischer Tradition, mit zum Teil hinreißenden solistischen Leistungen. Die Aufnahme ist räumlich, hätte aber durch eine weniger basslastige Orgel und einen präsenteren Chorklang noch eindrucksvoller werden können (KGS0004).

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