MODERNE BRITISCHE CELLOKONZERTE
Der britische Cellist Raphael Wallfisch hat ein Album mit britischen Cellokonzerten von John Joubert, Christopher Wright und Robert Simpson aufgenommen. Von den drei Werken ist das von Joubert das unmittelbar wirkungsvollste und aussagekräftigste, obwohl das Konzert von Simpson – etwas flatterhaft und schwerer zugänglich – dem Cello die Möglichkeit zu intensivem Gesang gibt. Christopher Wrights zwischen nervöser Dramatik und ruhigen, sehr lyrischen und in faszinierenden Farben schillernden langsamen Teilen pendelnd, ist ein sehr persönliches und durchaus gefälliges Stück. In allen drei Werken – sie wurden für ihn komponiert – zeigt sich Raphael Wallfisch als inspirierter Interpret, der sich überzeugend zum Anwalt neuer Cellokonzerte macht. Die Begleitung durch das ‘BBC National Orchestra of Wales’ unter William Boughton ist nicht weniger engagiert (Lyrita SRCD344).
AUS HINDEMITHS SONATEN-SAMMLUNG
Fünf Sonaten für Klavier und… von Paul Hindemith hat der russische Pianist Alexander Melnikov für Harmonia Mundi aufgenommen. Den generös musizierenden Teunis van der Zwart begleitet er in der selten gespielten Althornsonate, deren literarischer Bestandteil, ein Gedicht des Komponisten, von den Solisten rezitiert wird. Die Cellosonate wird von Alexander Rudin engagiert gespielt, während Isabelle Faust es in der Violinsonate nicht an Leidenschaftlichkeit mangeln lässt. In der aufgeregt-quirligen Posaunensonate ist Gérard Costes der Solist, während die Trompetensonate mit ihrem erstaunlichen Finale, einem Trauermarsch, von Jeroen Berwaerts beeindruckend gespielt wird. Interpretatorisch ist Alexander Melnikov in allen Sonaten den Instrumentalisten ein intensiv mitgestaltender Partner. Der Pianist spielt derart feinnervig und prägnant, dass er deutlich aus einer simplen Begleiterrolle heraustritt. Die Tontechnik hat in den fünf Sonaten die richtige Balance getroffen, so dass das Klavierspiel auch klanglich zu seinem Recht kommt (HMC905271).
SCHLANKER PURCELL
Purcells letzte, unvollendete Semi-Opera, ‘The Indian Queen’, legt Coro in einer Aufnahme des Vokalensembles ‘The Sixteen’ vor, begleitet vom hauseigenen Instrumentalensemble unter Harry Christophers. Der Partitur entsprechend, die nicht mit opulenteren Werken Purcells verglichen werden kann, dirigiert Christophers eine schlanke und rhythmisch pointierte Version des Stücks. Das Instrumentalensemble ist klein und flexibel, Solo- wie auch Ensemblegesang sind stilvoll. Die Aufnahme beinhaltet auch die zur Uraufführung der Komposition von Purcells Bruder (oder Cousin?) Daniel Purcell komponierte ‘Masque of Hymen’ (Coro COR16129).
HÜPFE-MUSIK
Corelli, Kreisler (Im Stile von Antonio Vivaldi), Vivaldi und Schnittke (Suite im alten Stil) – ein zusammenhängendes, schlüssiges Programm, das Alicja Smetana und ihr Ensemble ‘Extra Sounds’ benutzen, um daraus Hüpfe-Musik zu machen. Akzentuierende Rhythmik scheint der einzige Interpretationsansatz zu sein, und weil dabei wenig Abwechslung zustande kommt, stellt sich bei reduzierter Farbpalette und Phantasielosigkeit in der Verzierung bald Gleichklang ein. Nichts Besonderes, diese ‘Extra Sounds’ (SoloMusica SM 219).
SCHWUNGVOLLER SCARLATTI
Der deutsche Pianist Christoph Ullrich setzt seine Gesamtaufnahme der Sonaten von Domenico Scarlatti beim Label Tacet mit einer weiteren Doppel-CD, dem Vol. 14, fort. Wie gewohnt belebt Ullrich die Sonaten mit einem leichten, schwungvollen und dynamisch differenzierten Spiel (Tacet 215).