MOLTO CON SENTIMENTO
Von Franz Liszt gibt es Werke für Violine & Klavier auf einer klanglich guten BIS-SACD zu hören, wobei der Geiger Ulf Wallin und der Pianist Roland Pöntinen vom eleganten und brillant schwungvoll musizierten ‘Grand Duo Concertant’ über ‘Die Zelle in Nonnenwerth’, ‘Epithalam’, ‘Rapsodie Hongroise Nr. 12’, ‘Elegie Nr. 2’, ‘Romance Oubliée’ bis zur spröden ‘Lugubre Gondola’ diverse Stimmungen und Gefühlswelten durchqueren, um in der Tragik der düsteren Barcarole aus Venedig zu enden. Bereits der Kontrast zwischen dem Glanz des letzten Satzes aus dem ‘Grand Duo Concertant’ und den verinnerlicht romantischen Gefühlen der Nonnenwerth-Zelle ist packend. Schön, dass Walin und Pöntinen vor Gefühlsausdruck nicht zurückschrecken (BIS-2085)!
WEGEN VAN DAM!
Pierre Bartholomées Oper ‘Œdipe sur la route’ wurde im Jahre 2003 in Brüssel uraufgeführt. Evidence veröffentlicht jetzt einen Live-Mitschnitt. In Musik gesetzt wurde Henry Bauchaus Roman um Ödipus, aus dem der Autor selber das Libretto gezogen hat. Die Musik ist spartanisch, streng sowie unmittelbar ausdrucksvoll und wird so der Tragik des Sujets vollauf gerecht. In der Titelrolle glänzt José van Dam, dessen letzte große Rolle dies war, und es ist wegen ihm, dass man diese zweistündige Oper hören soll. Van Dams Interpretation ist nicht nur musikalisch von einer ergreifenden Intensität, er bringt es auch fertig, dem hier so eminent wichtigen gesungenen Wort in bester Text- verständlichkeit seine tiefe Bedeutung zu geben. Gerade das bekommen Valentina Valente (Antigone) und Jean-François Monvoisin (Clio) nicht hin. Orchester und Chor der Brüsseler ‘Monnaie’ werden von Daniele Callegari geleitet (EVCD011).
BEEINDRUCKENDES PROGRAMM
Mit der unbändig, leidenschaftlich-explosiv gespielten Sonate von Ernest Bloch beginnt die SACD ‘The Sound of the Twenties’ bei Ars Produktion, auf welcher der deutsche Geiger Stefan Tarara und die bulgarische Pianistin Lora-Evelin Vakova-Tarara auch die fein nuancierte Zweite Sonate von Maurice Ravel spielen, das ‘Duo pour violon et piano – Souvenirs d’Espagne’, ein Stück von verhaltener Schönheit von Jacques-Alphonse De Zeegant (*1955) sowie, sehr stimmungsvoll, die Dritte Sonate, die sogenannte Rumänische, von George Enescu. Imponieren tut die Stilsicherheit, mit der Tarara und seine sehr präsent mitgestaltende Pianistin interpretieren, deren Spiel von der Tontechniker mit schöner Klarheit eingefangen wurde (38179).
AUS DEM MINORITENKONVENT
Die ganze barocke Pracht des Minoritenkonvent-Manuskripts XIV 726 bringen die Geigerin Stéphanie Paulet und die Organistin Elisabeth Geiger auf einer neuen CD von Muso zum Ausdruck. Aus diesem bisher wenig gespielten Sammelmanuskript haben die beiden Musikerinnen Werke von Biber, Viviani, Volta, Faber und Teubner ausgewählt. Das abwechslungsreiche Programm gibt Stéphanie Paulet Gelegenheit, virtuos zu spielen, aber ihre Stärke liegt vor allem in den kantablen Sätzen, deren Schönheit sie sehr gut und mit viel Sensibilität zum Ausdruck bringt, nicht zuletzt, weil dann die Orgel diskreter im Hintergrund bleibt als in den virtuoseren Stücken (mu-oo8).