VATER UND SOHN
Franz Liszts Klavierkonzerte Nr. 1 & 2 mitsamt dem frühen und etwas unausgegorenen Konzert ‘Malédiction’ für Klavier & Streicher gibt es neu bei BIS mit Alexandre Kantorow und der Tapiola Sinfonietta unter der Leitung des Vaters vom Solisten, Jean-Jacques Kantorow. Der zum Zeitpunkt der Aufnahme 17-jährige Pianist spielt brillant und mit einer guten Beherrschung der Dynamik, aber interpretatorisch eher glatt und mit ungenügender Persönlichkeit. Dass der Herr Papa den Sohn fördern will, ist verständlich, aber vielleicht wäre es besser, den Nachwuchs doch eher in die freie Wildbahn zu entlassen…. (BIS 2100).
TEILWEISE GEFÄLLIG
‘The Nash Ensemble’ hat für Hyperion Werke von Bernard Herrmann (Souvenirs de voyage), George Gershwin (Song Book; Promenade; Lullaby) Franz Waxman (Four Scenes From Childhood) und Aaron Copland (Waltz and Celebration from Billy the Kid) aufgenommen, wobei ein Drittel des Programms vom Pianisten Ian Brown mit Gershwins Song Book allein bestritten wird, und nicht einmal besonders gut. Die Ensemble-Aufnahmen haben mehr Pep und sind sehr gefällig, reichen aber nicht wirklich für eine Empfehlung (Hyperion CDA 68094).
FRISCH UND ENTSTAUBT
Im Kloster ‘Cenacolo San Giorgio Maggiore’ in Venedig hat das Ensemble ‘La Reverdie’ mittelalterliche Kompositionen aus Venedig aufgenommen, die zwischen 1330 und 1430 zu Ehren der venezianischen Dogen oder für die Stadt geschrieben selbst geschrieben worden waren. Der Titel ‘Venecie Mundi Splendor’ wird von einer der berühmtesten Motetten von Johannes Ciconia abgeleitet. Weitere Komponisten sind Marchetto da Padova, Francesco Landini, Antonius Romanus, Cristoforo de Monte und Hugo Lantins. ‘La Reverdie’ hat heute vor allem instrumental ein sehr hohes Niveau erreicht. Die schwierig zu spielenden Instrumente beherrschen die Musiker mit einer seltenen Maestria. Und wenn man dann im Booklet nachliest, mit welcher Akribie die Dirigentin Claudia Caffagni und ihr Ensemble das Repertoire erforscht haben, kann man nur staunen, dass ein derart ‘akademisch’ vorbereitetes Programm so frisch und entstaubt klingen kann (Arcana A387).
LANGWEILIG
Ich nehme an, das Ensemble ‘Bassorilievi’ wollte sich abgrenzen von den Energie-Cocktails anderer italienischer Barocktruppen und Telemann auf hohem instrumentalem Niveau ganz auf beschaulich machen. Dabei kam leider mit reduzierter Dynamik und matten Farben eine Aufnahme heraus, mit der man ein mittelgroßes Dorf problemlos einschläfern kann (Deutsche Harmonia Mundi 88875069922).