Kopatchinskaja, sehr speziell
Die moldawische Geigerin Patricia Kopatchinskaja lässt ihre Hörer nie gleichgültig. Auch nicht mit ihrem neuen Album, das bei Alpha Classics unter dem Titel ‘Take Two’ herausgekommen ist. « It is really quite personal », sagt die Solistin, und sie durchstreift » thousand years of musical history » nicht einfach so, sondern mit der ihr eigenen Fantasie und der durchgeknallten Begleitung von Reto Bieri (Klarinette, Violine, Ocarina), Laurence Dreyfus (Diskantgambe), Pablo Marquez (Gitarre), Anthony Romaniuk (Cembalo, Toy Piano), Jorge Sanchez-Chiong (Plattenspieler & Elektronik), Matthias Würsch (Darbuka) sowie Ernesto Estrella (Vocals). Sehr speziell (Alpha 211)!
Natalie Dessay: mehr Minus als Plus
Natalie Dessay hat zusammen mit dem Pianisten Philippe Cassard und, in einem Track, dem ‘Quatuor Ebène’ ein Recital mit französischen Liedern von Fauré, Chabrier, Poulenc, Chausson und Duparc aufgenommen. Das titelgebende Lied ‘Fiançailles pour rire’ hat auch die Fotos inspiriert, die leider ausdruckskräftiger sind als der Gesang. Natalie Dessays Stimme ist oft bleich, farblos, monoton, sie hat Präsenzpobleme in der Mittellage und wirkt manchmal schrill im oberen Register. Positiv schlagen hin und wieder sehr berührende Nuancen, der Verzicht auf Pathos und die hohe Textverständlichkeit zu Buche (Erato 0825646114405).
Mehr Glass am Klavier
Bei Grand Piano ist ‘Glassworlds 2’ erschienen. Nicolas Horvath spielt sämtliche zwanzig in zwei Büchern erschienenen ‘Etudes’, Stücke, die zwischen 1991 und 2012 komponiert wurden und von der Fantasie des Komponisten zeugen, das nicht zuletzt wegen einen breiten Spektrums von Dynamik und Tempi. Während im ersten Buch mehr die Technik des Klavierspiels im Fokus steht, geht es Glass zufolge im zweiten Buch mehr um die Sprache der Musik, mit neuen Strategien von rhythmischer und harmonischer Bewegung. Wie schon auf der 1. CD investiert sich der monegassische Pianist Nicolas Horvath voll und ganz für diese Musik und bleibt den 20 Stücken technisch und ausdrucksmäßig nichts schuldig (GP690).
Große Vokalkunst für ‘Musicalische Seelenlust’
Das CD-Projekt ‘Musicalische Seelenlust’ widmet sich dem Thomaskantor Tobias Michael (1592-1657) und dessen gleichnamiger Sammlung geistlicher Musik. Das ‘Ensemble Polyharmonique’ stellt sich damit erstmals auf Schallplatte vor und beweist unschwer, dass die Musikwelt um eine erstrangige Formation reicher geworden ist. Zu den fünf Vokalisten gehören die Sopranistinnen Magdalene Harer und Griet De Geyter, Alexander Schneider, Altus und musikalische Leitung, Tenor Hans Jörg Mammel und Bass Matthias Lutze. Das Ensemble klingt sehr ausgewogen und doch transparent. Viel Wert wird auf den Text und dessen affektreiche Verdeutlichung gelegt. Große Vokalkunst in einem entdeckungswerten Repertoire (Raumklang RK 3403).
Nördliche Blockflötenklänge
Zwischen avantgardistisch und neoklassisch/neobarock durchstreift die CD ‘Nordic Sound’ mit der Blockflötistin Michala Petri auch die Gattungen Expressionismus und Minimalismus in sehr spannenden Werken von Bent Sørensen, Pelle Gudmundsen-Holmgreen, Sunleif Rasmussen, Mogens Christensen, Thomas Clausen und Axel Borup-Jorgensen. Petris agile Bockflöte passt sich der Topographie stets perfekt an, und das ‘Lapland Chamber Orchestra’ unter Clemens Schuldt begleitet mit viel musikalischer Intensität (Our Recordings 6.220613).