Spannende Respighi-Darbietungen
Der aus Guatemala stammende Violinist Henry Raudales, von Yehudi Menuhin maßgeblich gefördert, ist seit September 2001 Konzertmeister im Münchner Rundfunkorchester. Auf einer neuen cpo-CD tritt er als Dirigent auf und überrascht mit einer sehr differenziert gestalteten Interpretation von Ottorino Respighis ‘Antiche Danze ed Arie’ sowie von ‘Gli Ucelli’. Interessant ist die Gewichtung des Orchesters, das in diesen Stücken weder zu dünn und leicht, noch zu fett klingen darf. Raudales, der sicher dabei auch an historisierende Aufführungen von Barockmusik dachte, hat die Mischung gut getroffen. Er ist auch ein geschmackvoller Interpret, wenn es um Tempi und Gefühlsausdruck geht. Eine ansprechende Aufnahme in gutem Surround-Klang bekräftigt den guten Eindruck (cpo 777 233-2).
Zauberflöten-Pasticcio
Wolfgang Amadeus Mozarts ‘Zauberflöte’ regte Ludwig Wenzel Lachnith zu dem Opernpasticcio ‘Les Mystères d’Isis’ an, das 1801 in Paris uraufgeführt wurde. Nun ist es bei Glossa auf zwei CDs erhältlich. Lachnith schnippelte in der Zauberflöte und weiteren Mozart-Opern herum, fügte das Ganze neu zusammen und versah das Gebräu mit eigener Musik. Die meisten Figuren bekamen auch neue Namen und wechselten zum Teil das Stimmfach (aus der Königin der Nacht wurde Myrrène und ein Mezzo). Das Ganze ist ein durchaus nicht uninteressantes Kuriosum und eignet sich sehr gut für eine musikalische Rätselrunde. Diego Fasolis, ‘Le Concert Spirituel’ sowie die gerade mal akzeptablen Solisten Chantal Santon Jeffery, Marie Lenormand, Renata Pokupic und Sebastien Droy besorgen eine frische Darbietung mit viel Verve (GCD 921630).
Feinfühlig und stimmungsvoll
‘Lived & Dreamed’: Vom Klavierzyklus ‘Erlebtes und Erträumtes für Klavier op. 30 leitet sich der Titel einer CD von Solo Musica, auf der das ‘Ensemble Raro’ Josef Suks Klavierquartett op. 1 sowie ‘Die vergessenen Gräber auf dem Friedhof von Krecovice’ aus Opus 30, Antonin Dvoraks Klavierquartett Nr. 1 sowie Janaceks ‘Pohádka’ spielt. Die Interpretationen sind überaus feinfühlig und stimmungsvoll in einem gut ausbalancierten Klangbild, lassen es aber auch nicht an belebenden Akzenten und rhythmischer Flexibilität fehlen. Das Ensemble mit Diana Ketler am Klavier, Alina Pogostkina auf der Violine, Razvan Popovici auf der Bratsche und Bernhard Naoki am Cello ist bestens aufeinander eingespielt und agiert absolut kongenial (CD SM222).
Konversationen auf der Trompete
Wer wissen möchte, was man klanglich alles mit einer Trompete anstellen kann, wird auf der CD ‘Perpetuum Trompetuum’ fündig, die Lawo mit Werken der norwegischen Komponisten Torstein Aagaard-Nilsen, Ketil Hvoslef, Bjoern Skjelbred, Sigurd Fischer, Eilert Tesse und Knut Vaage herausgebracht hat. Der brillante Trompeter Erlend Aagaard-Nilsen hat keine Mühe, den diversen Ausdrucksformen gerecht zu werden (Lawo LWM008).
Stradellas Streichersinfonien
Alessandro Stradella Sinfonien für 2 Violinen & B.c. Nr. 1-9, also die ganze Reihe, spielt das Ensemble ‘Arte Musica’ unter Francesco Cera
bei Brilliant Classics. Stradellas Musik kann leicht an einem ‘vorbeilaufen’, aber Francesco Cera pflegt in diesen kristallklaren Aufnahmen die Melodik und deren Abwechslungsreichtum mit viel Engagement und Sensibilität (95142).
Spannende Quartettaufnahmen
Stilistisch fein differenzierte, rhetorisch geschärfte Quartette von Szymanowski, Prokofiev und Tchaikovsky spielt das ‘Szymanowski Quartet’ auf einer Cavi-CD. Besonders faszinierend finde ich das Erste Streichquartett in D-Dur von Piotr Tchaikovsky, von dem ich nicht glaube, dass ich es schon einmal so modern und so rassig gehört habe. Eine schlichte Melodie von Myroslav Skoryk beendet das klanglich vorzüglich eingefangene CD-Konzert (8553160).