Busonis Klarinettenmusik mit Davide Bandieri
Liebhaber von Klarinettenmusik werden musikalisch belohnt beim Anhören der beiden CDs mit Ferruccio Busonis ‘Complete Music for Clarinet’, die Davide Bandieri für Brilliant Classics aufgenommen hat, und in der die ‘Sechs Charakterstücke’, die Sonate und das Concertino die Höhepunkte darstellen. Davide Bandieri trägt dem unterschiedlichen Charakter der Werke und der von den frühen bis zu den späten Kompositionen sich doch stark verändernden Musiksprache bestens Rechnung. Seine Klarinette klingt elegant, warm und rund, hat aber auch viel Leucht- und Ausdruckkraft. Reizvoll ist die Aufnahme zweier Stücken von Busonis Vater. Ferdinando Busoni war zu seiner Zeit ein bekannter Klarinettist, was auch die Liebe des Sohnes für dieses Instrument erklärt (94978).

Schubert mit Wispelwey
CD-Trockenen BlumenDer holländische Cellist Pieter Wispelwey hat weitere Bearbeitungen von Schubert-Kompositionen sowie die 1. Cellosonate von Johannes Brahms mit dem Pianisten Paolo Giocometti aufgenommen. Aufs Neue überrascht Pieter Wispelwey mit einem sehr spontanen Spiel, das aus pathetischer und sehr virtuos-freier Geste lebt, wirklich lebt, so dass Schuberts ‘Trockene Blumen’-Variationen und die Violinsonate D. 385 hier ein ganz neues Gesicht bekommen. Die Celloversion der ‘Trockenen Blumen’ ist noch halsbrecherischer als die originale Flötenfassung und sie erreicht ganz gewiss nicht deren Eleganz. Die Brahms-Sonate spielen Wispelwey und Giacometti nicht weniger frei und persönlich, so dass womöglich etliche Musikfreunde entsetzt sein werden. Mein Eindruck: ich halte die Interpretation für etwas dick aufgetragen, zum Teil ruppig, nicht zuletzt wegen des basslastigen und etwas dröhnenden Klangs der Aufnahme. Von diesem Werk gibt es definitiv viel Besseres (Evil Penguin Records EPRC0021).

Brahms, von Kirchner bearbeitet
CD-Cavi-Brah-JPIn neuem Licht erklingen die Streichsextette von Johannes Brahms, die der Brahms-Freund Theodor Kirchner für Klaviertrio arrangiert hat,
sehr zum ‘Pläsir’ des Komponisten. Das ‘Trio Jean-Paul’ hat die beiden Trios für Cavi aufgenommen und stellt darin eine ganz andere Rhetorik her als man sie aus den Sextetten kennt. Nicht nur, dass die Aufgaben der drei Musiker konzentrierter sind als die der größeren Formationen, es kommt hier zu einem interessanteren ‘Gespräch’ (Cavi 8553340).

Erotoman…
CD-Liszt-GhraichyDer libanesisch-mexikanische Pianist Simon Ghraichy ist ein Virtuose. Und er spielt virtuos. Er liebt es, wie Liszt auszusehen. Und er liebt es, Liszt zu spielen. Bis zur Exzentrizität. Und exzentrisch ist seine Liszt-Sonate, exzentrisch bis zum Absurden, auch wenn das rein Technische zumindest streckenweise faszinieren kann. Wenn jedoch jemand eine solche Technik hat und derart am Musikalischen vorbeispielt, so viele Gelegenheiten zum ‘musikalischen’ Gestalten verpasst, kann er nicht ernstgenommen werden, weder in der Liszt-Sonate und schon gar nicht in Schumanns ‘Kreisleriana’, die ebenfalls auf einer neuen CD von Challenge Classics zu hören ist. Ghraichys Liebe zu Liszt und Schumann hat offenbar etwas Erotomanes… (CC 72698).

Klangphantasie
CD-LunarisNatur- und Nachterlebnisse prägen die Kompositionen von Jonathan Östlund auf zwei CDs von Divine Arts. Das Album mit dem Titel ‘Lunaris ‘enthält Vokal- Instrumental und Kammermusik. Östlund schreibt tonal und seine stimmungsvollen Kompositionen haben keinerlei Berührungsängste. Hier geht’s nur um Klangphantasie, und davon hat Östlund offenbar ein unbegrenztes Reservoir (dda 21226).

  • Pizzicato

  • Archives