Erinnerung an ein Hassverbrechen
Matthew Shepard war ein junger schwuler Student an der ‘University of Wyoming’, der 1998 angegriffen, gefoltert und schwer verletzt in einem Feld liegen gelassen wurde. Er erlag einige Tage später seinen schweren Verletzungen. Mit seiner ersten abendfüllenden Komposition ‘Considering Matthew Shepard’, erinnert Craig Hella Johnson an das tragische Ereignis, das zu dem von Barack Obama angeregten ‘Hate Crime’-Erlass führte, der Shepards Namen trägt. Das Stück ist musikalisch sehr abwechslungsreich, eine perfekt passende Mischung von klassischer geistlicher Musik, Gospel, Country & Western. Es ist vor allem eine Musik der Trauer und der Erinnerung, aber auch der Passion, der den Leidensweg des jungen Mannes beschreibt. Das Libretto schrieb Johnson mit der Hilfe von Michael Dennis Browne und unter Benutzung von Texten u.a. von Lesléa Newman, Rabindranath Tagore und Sue Wallis. Engagiert aufgeführt vom Chor ‘Conspirare’ und einem größeren Instrumentalensemble ist ‘Considering Matthew Shepard’ ein faszinierendes, ja ergreifendes Werk, das nicht nur ein Monument setzt zur Erinnerung an Shepard, sondern auch gegen das Hassverbrechen (Harmonia Mundi HMU 807638.39).
Chöre von Bela Bartok
Bela Bartoks Vokalwerke für Männer-, Frauen oder gemischte Chöre nehmen eine Sonderstellung im Gesamtwerk des Komponisten ein. Sie waren eigentlich die Basis für alle anderen Kompositionen, denn Bartok suchte seine Inspiration weder in den europäischen Traditionen noch im magyarischen Verbunkos, sondern in alten ungarischen Volksliedern. Seine Sammlung solcher Volkslieder der ungarischen Bauernschaft und subsidiarisch von slowakischen und rumänischen Volksliedern nutzte er über Jahre hinweg in seinem Schaffen, mit vielen Filtern in der Symphonik sowie in der Kammer- und Klaviermusik, viel getreuer in seinen Chorwerken, die daher idiomatischer klingen als seine anderen Kompositionen. Die Sammlung, die Zoltan Kocsis auf einer Hungaroton-CD an der Spitze des Ungarischen und des Slowakischen Nationalchors dirigiert, enthält die Slowakischen Volkslieder, Ungarische Volkslieder und solche aus Rumänien. Die Interpretationen sind genauso vorzüglich wie die transparente Tonaufnahme (Hungaroton HSACD32522).
Abendgebete aus dem ‘King’s College’
Nach dem ‘Evensong 2015′, dem gesungenen Abendgebet vom ‘King’s College’ in Cambridge, präsentiert eine neue CD Mitschnitte des akademischen Jahres 2014/2015. Wie immer ist auch in ‘Evensong 2016’ die Leistung des ‘Choir of King’s College’ beeindruckend. Der technisch hochkarätige Gesang ist mit jugendlicher Frische gepaart. Eine abwechslungsreiche und attraktive CD (KGS0015)!
Premiere: Pepuschs ‘Venus and Adonis’
Johann Christoph Pepuschs englischsprachige Masque ‘Venus and Adonis’ (1715) wird bei Ramée in einer Weltersteinspielung vorgelegt. Sie wird als Meilenstein in der Geschichte der englischen Oper angesehen. Philippa Hyde singt einen frischen und kecken Adonis, lässt aber manchmal etwas zu viel Vorsicht walten, was einen zögerlichen Eindruck macht. Mit Clara Hendricks’ Venus kann ich mich nicht anfreunden. Ihrer Stimme fehlt der Zauber der Jugend und der Verführung, und ihr Timbre ist nicht ganz frei von Säuerlichkeit. Tenor Richard Edgar-Wilson gibt dem Mars mit seiner angenehm timbrierten Stimme einen jugendlich-verliebten Charakter. Die ‘Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen’ spielt zupackend und lebendig unter der inspirierten Leitung von Robert Rawson (Ramée RAM 1502)