Regers Violinkonzert in Kammermusikbearbeitung
Nicht das Violinkonzert von Max Reger, wie das Cover sagt, enthält eine CD von Oehms Classics, sondern eine Bearbeitung von Rudolf Kolisch für Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen. Das ist das Besondere an dieser CD und macht sie auch erst so richtig interessant. Denn Kolisch ist es mit dieser Reduktion dafür Flöte, Klarinette und Horn, Streichquintett sowie Klavier und Harmonium gelungen, dem komplexen Original viel Feinheit und Delikatesse zu entlocken. Elena Denisova und das ‘Gustav Mahler Ensemble’ unter Alexei Kornienko hatten die Bearbeitung 2003 bei den Salzburger Festspielen mit größter Leidenschaftlichkeit aufgeführt. Oehms Classics präsentiert den Mitschnitt des Konzertabends aus Salzburg (OC 1862).
Mozart auf der Trompete
Mozart con Tromba: Der Trompeter Matthias Höfs und seine Kammermusikpartner Anke Dill, Stefan Fehlandt, Gustav Rivinius und Florian Wiek spielen Arrangements von einzelnen Sätzen aus Mozart-Kompositionen sowie des Kegelstatt-Trios und der Ouvertüre zu ‘Die Entführung aus dem Serail’. Hörenswert ist die CD wegen der ansteckenden Spiellust der Musiker, durch die das Hören einfach Spaß macht. Matthias Höfs spielt hoch virtuos, mit grandioser Verzierungskunst und Klangakrobatien, die ihn und sein Instrument an die Grenzen des technisch Machbaren bringen (Es-Dur ES 2068).
Vokalwerke von Arvo Pärt
Eine Sammlung von Vokalstücken des estnischen Komponisten Arvo Pärt singt ‘Vox Clamantis’ unter der Leitung von Jaan-Eik Tulve auf einer ECM-CD. Die 17 Sänger haben ein offenbar gutes Verhältnis zu Pärts Musik, sie singen sehr engagiert und ausdrucksvoll. So entsteht ein oft mythisch wirkendes Klima in einer glasklaren Aufnahme, die man jedem wärmstens empfehlen kann, der sich auf dieses inspirierende, wenngleich nicht einfache Programm einlassen will (ECM 4812449).
Granada im Mittelalter
Jordi Savall erkundet in seinem neuen Album mit dem Titel ‘Granada 1013-1526’ (Alia Vox AVSA 9915) zusammen mit seinem ‘Ensemble Hespèrion XXI’, der ‘Capella Reial de Catalunya’ und spezialisierten Musikern 500 Jahre mittelalterlicher spanische Musikgeschichte in einer Region, in der es häufige Begegnungen zwischen den drei monotheistischen Religionen gab. Aufführungsqualität und die Dokumentation im Textheft sind wie immer bei Savall absolut vorbildlich. Empfehlenswert!
Zarter Mahler aus Lille
Vierzig Jahre lang leitete Jean-Claude Casadesus das von ihm mit gegründete ‘Orcheste National de Lille’. Seinen Abschied feiert er auf CD mit dieser Liveaufnahme der Zweiten Symphonie von Gustav Mahler. Für alle Freunde dieses Orchesters und für Anhänger des Dirigenten Casadesus mag diese Einspielung zunächst von sentimentalem Interesse sein. Das restliche Publikum braucht die Aufnahme sicher nicht, denn auch wenn Casadesus das eher unübliche Motto ‘langsam und zart’ gewählt haben mag, und es einzige schöne und ergreifende Momente gibt, fehlt dieser Interpretation doch sowohl an expressiver Kraft, so dass sie nur ins Feld anderer mittelmäßiger Aufnahmen einzureihen ist. Die Solisten Olena Tokar und Hermine Haselböck sowie der Chor aus Brno machen einen positiven Eindruck (Evidence EVCD 027).
Tchaikovskys Kinderlieder
Das russische Label Melodiya bietet Pjotr Tchaikovskys ‘Sechzehn Lieder für Kinder’ op. 54 mit dem von Alexej Goribol dirigierten Jungenchor der St. Petersburger Glinka Musikhochschule an. Die emotionale Welt der Kinder, die Tchaikovsky so wunderbar getroffen hat, wird hier in genuinen Interpretationen auf hohem technischem Niveau wiedergegeben (Melodiya MEL CD 10 02436).
Rückert und Co aus dem hohen Norden
Lieder auf Texte von Theodor Storm und Friedrich Rückert erwartet man nicht unbedingt von zeitgenössischen nordischen Komponisten. Und entsprechend groß ist die Überraschung, auf einer Lawo-CD solche Lieder von Helge Iberg (*1954, auf Texte von Erich Fried), Henrik Hellstenius (*1963) und Harvard Lund (*1970) sowie, etwas abseits, Edvard Hagerup Bull (1922-2012) zu hören. Das wirklich Besondere an dieser CD ‘The New Song’ ist aber der Gesang der Mezzosopranistin Marianne Beate Kielland, die sich nicht nur total engagiert für diese Stücke, sondern sie auch mit ihrer weitgestreckten, dynamisch herausragend geführten und bestens artikulierenden Stimme ganz attraktiv singt. In Sachen Textverständlichkeit und Dramaturgie ist diese Aufnahme ein Lehrstück für jede Sängerin (Lawo LWC 1097).