Reizvolle, schöne Lautenmusik
Der italienische Lautenist Michele Carreca spielt Musik des blinden Komponisten und Lautenisten Giacomo Gorzanis, der im 16. Jahrhundert lebte. Carreca lässt diesen Stücken sehr viel Liebe angedeihen: er spielt mit wunderbaren Nuancen und einem oft wiegenden Schwung, was seiner Laute einen unerhörten Charme verleiht. Durch sein abwechslungsreiches Gestalten wird die Musik klanglich ungemein reizvoll, und man wird nicht müde, dieser in ihrer Ästhetik auch beruhigenden Musik zu lauschen (DHM Deutsche Harmonia Mundi 5049380).
Chopin und Dvorak mit jungem polnischem Orchester
Auf einer neuen CD des polnischen Jugendorchesters ‘Santander’ spielt der junge Pianist Krzysztof Ksiazek eine sensibel ausgehorchte Fassung des Ersten Klavierkonzerts von Chopin. José Maria Florencio ist der umsichtig begleitende Dirigent, der im zweiten Teil der CD eine zupackend musizierte Interpretation der 8. Symphonie von Antonin Dvorak abliefert, die sicher gut ist, aber im Vergleich nicht mit spannenderen Aufnahmen mithalten kann (Dux 1356).
Dokument gegen das Vergessen
Cavi Music erinnert mit einer durch ihren Kontext bewegenden CD an den deutsch-niederländischen Pianisten Karlrobert Kreiten (*1916) der 1943 wegen kritischer Äußerungen zum nationalsozialistischen Regime denunziert und hingerichtet wurde. Claudio Arrau sagte über ihn: « Kreiten war eines der größten Klaviertalente, die mir persönlich begegnet sind. Wäre er nicht durch das Nazi-Regime kurz vor Kriegsende hingerichtet worden, so hätte er, ohne Zweifel, seinen Platz als einer der größten deutschen Pianisten eingenommen. Er bildete die verlorene Generation, die fähig gewesen wäre, in der Reihe nach Kempff und Gieseking zu folgen.“ Die musikalisch exzellenten Aufnahmen dieser CD sind technisch in keinem besonders guten Zustand, und so ist die Platte am Ende vor allem ein Dokument gegen das Vergessen eines jungen Musikers, den auch das Gnadengesuch Wilhelm Furtwänglers nicht hatte retten können (Cavi 85531559).
Fade Mozart-Aufnahmen
Nach der Gesamtaufnahme von Mozarts Klavierkonzerten mit Ronald Brautigam startet die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens bei BIS ein auf vier Alben angelegtes Projekt mit weiteren Orchesterwerken Mozarts. Die erste SACD begreift zwei Märsche, die Posthorn-Serenade und ‘Eine kleine Nachtmusik’ in weitgehend faden, uninspiriert dahinplätschernden Interpretationen (BIS 2244).
Dumpfe Harfe
Das Duo Praxedis spielt auf zwei CDs mit dem Titel ‘Grand Duet’ Originalwerke für Harfe und Klavier, mit Kompositionen von Boieldieu, Hummel, Kalkbrenner, Steibelt u.a. Die lebendig musizierten Stücke leiden unter einem dumpfen Harfensound, der sich akustisch vom Klavier nicht genügend abhebt, bzw. oft von diesem übertönt wird. Von der genuinen Eleganz der Harfe bleibt da so gut wie nichts übrig (Ars Produktion 38540).