Mehr Schubert mit Svjatoslav Richter
Nach der Richter-Schubert Box mit vier CDs bei Melodiya überbietet Profil dieses Angebot nun mit Schubert-Aufnahmen des russischen Pianisten auf 10 CDs! Die vorliegende Edition enthält Aufnahmen aus den Jahren 1948 -1963, mit einigen bis dato unveröffentlichten Live-Einspielungen, darunter die zweisätzige Fassung der Klaviersonate Nr. 6 D. 566. Er spielt aber auch die dreisätzige Fassung. Das gilt auch für die gekürzte (nach Urtext) und die ungekürzte (von Brahms editierte) Fassung des Impromptu Nr. 1 D. 946 sowie für die weitgehend unbekannte Originalfassung von Impromptu Nr. 3 D. 899 (in G-Dur) und die populäre Fassung in Ges-Dur. Hinzu kommt der bislang nicht offiziell publizierte Mitschnitt der unvollendeten Sonate Nr. 15 D. 840, der sogenannten ‘Reliquie’. Eine echte Rarität sind die sechs Schubert-Lieder, die Richter 1953 mit seiner langjährigen Lebensgefährtin, der Sopranistin Nina Dorliac in russischer Sprache aufführte. Wie in der Melodiya-Box ist auch hier die Tonqualität nicht optimal, aber die faszinierenden, sehr persönlichen und tiefgründigen Interpretationen eröffnen, wie schon im Pizzicato zu lesen stand, « neue Perspektiven zum Verständnis Schuberts » (Profil PH17005).
Heldisch-brillante Eroica
Eine ‘Eroica’ mit einem heldenhaft brillant tönenden ersten Satz und einem ebenfalls fanfarenhaften Trauermarsch sowie glänzenden Scherzo-und Finalsätzen dirigiert Klaus Tennstedt an der Spitze des NDR-Sinfonieorchesters auf Profil (PH16022). Heldischer hat die Symphonie selten geklungen.
Fortsetzung der Petterson-Edition
Christian Lindberg setzt zusammen mit dem ‘Norrköping Orchestra’ seine Aufnahmen der Symphonien von Allan Pettersson (1911-1980) fort. Bei BIS ist jetzt die Vierzehnte erschienen, ein Werk von 52 Minuten, das vielleicht weniger düster ist als die anderen Symphonien des Komponisten, vielleicht auch sogar mit einigen wirklich lyrischen Passagen überrascht, aber dennoch als eine höchst konfliktuelle Musik gelten muss. Kein einfaches Werk also, wie alle Symphonien von Pettersson, aber insgesamt etwas zugänglicher. Als Bonus gibt es auf einer separaten DVD den Film ‘The Song of Life’, Videogespräche mit Allan Pettersson aus den Jahren 1973-1980 (BIS 2230).
Ballettmusik von Tansman
Ballettmusik von Alexandre Tansman enthält eine CD von cpo, mit dem Ballet-bouffe ‘Sextuor’ und dem Ballett ‘Bric-à-brac’. ‘Sextuor’ erzählt die Dreiecks-Liebesgeschichte einer Geige, eines Cellos und einer Flöte. Die Musik ist dramatisch und irgendwie auch desillusioniert, und Lukasz Borowicz bringt diese Stimmungen mit dem Polnischen Radio-Symphonieorchester gut zu Gehör. Das doppelt so lange Ballett ‘Bric-à-brac’ spielt auf dem Flohmarkt der ‘Porte de Clignancourt’ und ist wesentlich leichter und quirliger als ‘Sextuor’. Wojciech Michniewski dirigiert es schwungvoll, mit viel Drive und sehr farbig (cpo 777987-2).
Anspruchsvoll, aber schlecht ausgeführt
Vol. 22 der Hortus-Reihe ‘Les Musiciens et la Grande Guerre’ präsentiert Lieder u.a. von Franz Schreker, Anton Webern, Hans Pfitzner, Paul Hindemith, Richard Strauss, Erich Wolfgang Korngold, Charles Ives, Giacomo Puccini und Ruggero Leoncavallo sowie ein für Franz Lehar sehr untypisches Stück, die Tondichtung mit Gesang ‘Aus eiserner Zeit’. Nun ist das ein wirklich hoch interessantes und sehr anspruchsvolles Programm, und umso schmerzlicher berührt es den Hörer, dass die musikalische Realisierung derart mittelmäßig ausgefallen ist, mit zum Teil wirklich unbefriedigenden Sängerleistungen und einem nicht wirklich rhetorischen Klavierpart von Karola Theill. Der Bariton Klaus Häger singt noch einigermaßen gut, trotz einiger Probleme in der Höhe, während die Sopranistin Fionnuala McCarthy Intonations-, Vibrato- und Höhenprobleme hat und kaum textverständlich singt (Hortus 722).