Schütz für Wiegenlieder-Kollektion
Heinrich Schütz war der bedeutendste und dominanteste deutsche Komponist im 17. Jahrhundert. Mit der ersten Heinrich-Schütz-Gesamteinspielung unter der musikalischen Gesamtleitung von Hans-Christoph Rademann hat Carus dem Komponisten ein Monument gesetzt. Aus dieser Gesamteinspielung stammt die Kompilation mit 21 Psalmen, die einen guten Eindruck gibt vom Reichtum dieser Gattung im Werk von Heinrich Schütz. Seine Psalmen zählen zum Besten der Literatur. Die Veröffentlichung ist im übrigen Teil des ‘Wiegenlieder-Projekts’ beim Carus-Verlag. Der Dresdner Kammerchor singt einfühlsam und sehr textbezogen. Intonation und Phrasierung sind tadellos, was zu einer guten Verständlichkeit des gesungenen Worts führt. Die Aufnahme ist angenehm räumlich. Die CD enthält ein 60 Seiten starkes Booklet mit mehrsprachigen Einführungstexten und dem gesungenen Texten, allerdings nur in deutscher Sprache (Carus 83.016).
Göttliches Theater
‘Divine Theatre’ nennt sich die neueste CD von ‘Stile Antico’, die die phantasievolle sakrale Musik von Giaches de Wert erkundet. Das Resultat ist erhebend: Klangpracht, Transparenz, großartige Vokalführung und frische Farben kennzeichnen die Interpretationen (Harmonia Mundi HMM807620).
In der Kirche, statt im Freien
‘Lieder im Freien zu singen’ verkündet das CD-Cover Mendelssohn-gerecht für ein Programm mit weltlichen Chorliedern aus der Feder des Komponisten. Umso verstörender wirkt dann der Klang der aufgenommen Musik. Die Aufnahmen entstanden nämlich in einer Kirche und sie entsprechen nun aber überhaupt nicht einem Klang im Freien. Mehr noch: der Kirchenraum scheint sogar auf das Singen des Stuttgarter Kammerchors abzufärben, denn das Weltliche rückt verdächtig nahe an das Geistliche. Schade, denn unter Frieder Bernius singt der Chor rein technisch gesehen ganz famos (Carus 83.287).
Etwas unterkühlt
Mit ihrem eigenen Ensemble ‘Capriola di Gioia’ präsentiert die belgische Sopranistin Amaryllis Dieltiens eine CD mit Konzertarien von Luigi Boccherini. Im Pressetext heißt es, das Programm zeige « ein Genie mit einem tiefen Verständnis der menschlichen Psychologie und einer reichen harmonischen Palette, um die kleinsten affektiven Nuancen zu malen. Und gerade da hapert es bei der Solistin. Ihr Gesang bleibt oft affektfrei und technisch, das affektive Zusammenwirken von Ensemble und Stimme ist ebenfalls sehr begrenzt und manchmal mehr Nebeneinander als Miteinander (Evil Penguin Records EPRC 0023).
Mit jugendlichem Impetus
‘Arias for Nicolino’ widmet sich dem Repertoire des italienischen Kastraten mit Arien von Händel, Pergolesi, Sarro und Scarlatti. Der Countertenor Carlo Vistoli singt recht einfühlsam, aber die recht kräftige, wenn auch etwas säuerliche Stimme ist technisch, was Vokallinien und Artikulierung angeht, nicht mit denen der besten Sänger des Fachs zu vergleichen. Das gleicht Vistoli allerdings mit jugendlichem Impetus aus, so dass man am Ende einen dennoch überwiegend positiven Eindruck hat, zumal auch die Leistung des Ensembles ‘Talenti Vulcanici’ gefällt (Arcana A427).