Gorecki und seine 3. Symphonie
Wer diesen Film nicht bereits gesehen hat, sollte die Wiederveröffentlichung bei Arthaus Musik nicht verpassen: er ist ein Meisterwerk. Im Mittelpunkt steht die ‘Symphony of Sorrowful Songs’ von Henryk Gorecki, ein Werk, das der Komponist 1976 schrieb, als er im kommunistischen Polen zum Schweigen verurteilt worden war. Die Symphonie wurde ihm durch ein Buch über das KZ Auschwitz inspiriert. Sie enthält eine Musik der Trauer, des Protests, aber auch der Hoffnung. Diese Thematik arbeitet Palmer in seinem Film auf und erreicht eine seltene Kongruenz von Bild und Ton. Der Film enthält ein Interview mit Górecki und eine Aufführung der Symphonie mit Bildern aus Auschwitz, aber auch von Auszügen deutscher Neonazis, sowie zum Teil fast unerträgliche Bilder von Krieg und Hungersnot …Ein tief bewegender und unvergesslicher Film mit Dawn Upshaw, Sopran und der ‘London Sinfonietta’ unter David Zinman (109131 DVD od. 109137 Blu-ray).
Der junge Pogorelich
Arthaus veröffentlicht ein 32 Jahre altes Videodokument von Don Featherstone über den damals 25-jährigen Pianisten Ivo Pogorelich, der drei Jahre zuvor, 1980, aufgrund einer Kontroverse um sein unpassendes Outfit und seine unkonventionelle Interpretation aus der Endrunde des Warschauer Chopin-Wettbewerbs ausgeschlossen worden war. Das wird in diesem Film ebenso thematisiert wie Martha Argerichs darauf erfolgtes Verlassen der Jury. Die Dokumentation zeigt Pogorelich hauptsächlich in seinem Haus in Schottland beim Einstudieren von Ravels ‘Gaspard de la nuit’. Pogorelich spricht über sein Leben und seine Karriere. Seine Frau und Lehrerin Aliza Kezeradze, die 1996 starb, gibt Einblicke in ihr Leben mit dem extravaganten Pianisten. Schade, dass der Film nicht um ein kurzes Resümee der weiteren Karriere des Pianisten ergänzt wurde. (Arthaus Musik 109165).
Haitink mit der ‘Fantastique’
Definitiv schlecht gealtert hat ein Videoband von 1989 mit der ‘Symphonie Fantastique’, gespielt vom ‘Concertgebouw Orkest’ unter Bernard Haitink. Seltsame Tonschwankungen beeinträchtigen den Genuss der Berlioz-Darbietung (Arthaus 109167).
Zwei Ballette aus Lyon
Das Ballettensemble der ‘Opéra National de Lyon’ tanzt Serge Prokovievs Handlungsballett ‘Cinderella’ in der Choreographie von Maguy Marin und unter der musikalischen Leitung von Yakov Kreizberg (Arthaus 109 138). Aus demselben Hause kommt das märchenhafte Ballett ‘Coppélia’ von Léo Delibes, ebenfalls von Maguy Marin inszeniert, musikalisch geleitet von Kent Nagano (Arthaus 109 186).
Hölzernes Mozart-Requiem
Ein pathetisches und hölzernes Mozart-Requiem, in dem nur die Solisten Edith Mathis und Peter Schreier für einige Lichtblicke sorgen: Colin Davis dirigiert das Symphonieorchester und den Chor des Bayerischen Rundfunks (Arthaus 1091809).
Interviews mit Freni und Abbado
Die Dynamic-Reihe ‘Mailänder Scala – The Golden Years’ ist jetzt mit dem Vol. 3 beendet. Zwei in den frühen Achtzigerjahren gedrehte Filme befassen sich mit dem Gastspiel der Scala in Japan. Der Bericht fokussiert zunächst Verdis Otello mit Domingo (Interview) und unter Carlos Kleiber. In diesem Rahmen fand auch ein spannendes und originelles Interview mit Claudio Abbado, der damals Ende 40 war und sehr persönliche Fragen zu beantworten hat. Im zweiten Film über die Japan-Tournee geht es um ‘Simon Boccanegra’ (mit einem Interview mit dem Bariton Piero Cappuccilli) sowie um die Aufführung von Verdis Requiem unter Abbado mit Freni, Valentini, Lucchetti und Ghiaurov. Ein bewegendes Interview mit Mirella Freni, der Emilianerin « mit den starken Nerven », beendet diesen Film (37730).