Menuhin live, 1976 in Saanen
Tudor fördert mit der DVD ‘Yehudi Menuhin – The Long Lost Gstaad Tapes’ ein Filmdokument zutage, das 40 Jahre lang in den Archiven schlummerte: es handelt sich um ein 1976 in der Kirche von Saanen bei Gstaad mitgeschnittenes Konzert. Yehudi Menuhin spielte besonders gerne in dieser recht einfachen Kirche mit ihren schönen Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Die Konzerte dort waren Teil des ‘Menuhin Festivals Gstaad’, das der Geiger 1957 im Schweizer Alpenort gegründet hatte. Zwei Solo-Partiten von Bach, das Violinkonzert BWV 1041 sowie Violinkonzerte von Antonio Vivaldi stehen auf dem Programm, in das Yehudi Menuhin selber einführt. Dies ist mithin ein Film, den sich kein Bewunderer des großen Geigers und Humanisten Menuhin entgehen lassen sollte (Tudor 3339).
Cole Porter, sein Leben, seine Songs
‘Looking for Cole’, ein einstündiger Dokumentarfilm über den amerikanischen Komponisten Cole Porter, liefert ein umfassendes Portrait des 1891 in dem kleinen Ort Peru (Indiana) geborenen Komponisten. Im Geburtshaus befindet sich heute ein als ‘Bed & Breakfast’ funktionierendes Hotel-Museum, das im Film eine wichtige Rolle spielt. Wesentliche künstlerische Nahrung erhielt Porter aber in Paris, wo er sich 1917 etablierte und Kontakt mit Vincent d’Indy, Charles Koechlin, Darius Milhaud, Serge de Diaghilev, Jean Cocteau und v.a. hatte. 1928 wurde sein Musical ‘Paris’ am Broadway uraufgeführt. In der Folge feierte er große Erfolge mit Filmmusiken und Musicals (u.a. ‘Kiss me Kate) aber sein Output war vor allem der amerikanische Song.Er komponierte etwa 1200 davon. Der Film stellt das alles in den Kontext der Zeit und bietet mit dem ‘WDR Funkhaus Orchester’ und dem ‘Brussels Philharmonic’, Wilfried Van den Brande, Kim Criswell und Wayne Marshall auch einen guten musikalischen Einblick in Porters Schaffen (EuroArts 2061418).
Gergiev erklärt ‘Le Sacre du Printemps’
1999 war Valery Gergiev noch nicht der meistbeschäftigte Dirigent. Er war Chefdirigent (seit 1995 und bis 2008) des Philharmonischen Orchesters Rotterdam, mit dem er Stravinskys ‘Sacre du Printemps’ erarbeitete. Die Proben benutzte Peter Rump, um eine ausführliche Dokumentation über den ‘Sacre’ zu produzieren, in deren Rahmen Gergiev viel Interessantes über die Komposition erzählt und auch musikalische Figuren wie Abläufe klarmacht. Ballettaufnahmen verdeutlichen das Gesagte. Interessant sind auch ein kurzes Gespräch zwischen Pierre Boulez und Igor Stravinsky (in dem beide sich gegen die Béjarts Vision vom Ballett aussprechen), sowie ein Filmausschnitt, in dem Stravinsky den mit Bildern belegten ‘Sacre’-Skandal von 1913 schildert (Arthaus Musik 109211).
Die nächsten 10
Bei C-Major gibt es Volume 2 von Ludwig van Beethovens Klaviersonaten mit Rudolf Buchbinder und der immer gleichen Rezeptur der musikalischen Natürlichkeit (Klaviersonaten Nr. 3, 19, 26, 7, 28, 7, 24, 17, 16, 29). Im Übrigen gilt hier, was wir beim Erscheinen der ersten Folge schrieben ( C-Major 734404).
Blomstedt in Roskilde
Der Dänische Rundfunk veröffentlicht eine DVD mit seinem Orchester unter Herbert Blomstedt bei einem Konzert, das im Oktober 2007 in der Kathedrale von Roskilde aufgezeichnet wurde. Zunächst hört man eine groß-symphonisch angelegte, opulent und gefühlvoll gestaltete ‘Unvollendete’ von Schubert, die durch die den Kirchenhall noch mächtiger wirkt. Vom Kirchenraum wird auch die Aufführung der Siebten Symphonie Anton Bruckners geprägt. Es ist eine für Blomstedt typische Interpretation, in allen Hinsichten schlüssig und von großer Prägnanz. Die DVD enthält auch ein öffentliches Gespräch zwischen Blomstedt und John Fellow über Schubert und Bruckner (in Dänisch, mit Untertiteln). « In einer Kirche spielt man anders », sagt Blomstedt in dem wunderbar ungezwungenen, lebhaften und achtzig kurzweilige Minuten langen Gespräch. Das erklärt so manches, was in diesem gefilmten Konzert auffällt (DRS 2.110416).