CELEBRATING VERDI
Und dann zum Schluss dieser Kurzkritiken noch eine Verdi-Blu-ray, die gegen Ende des vergangenen Verdi-Jahres herauskam und unter dem Titel ‘Celebrating Verdi’ eine knapp einstündige Zusammenstellung älterer Schwarz-weiß Aufnahmen enthält, die Idéale Audience zusammengestellt hat.
Den Anfang macht  Arturo Toscanini mit dem NBC Orchestra in der 1943 aufgezeichneten, fein ziselierten und ungemein spannungsvollen Ouvertüre zu ‘La Forza del Destino’. Herausragend sind auch die beiden Interpretationen Carl Maria Giulinis mit dem ‘New Philharmonia Orchestra’ (1968): die Ouvertüre zu ‘I vespri siciliani’ und das ‘Stabat Mater’ aus den ‘Quattro pezzi sacri’. Tito Gobbi ist in zwei Arien zu hören, ‘Ehi! Taverniere!’ aus ‘Falstaff’ und Jagos Credo aus ‘Otello’. Die darstellende Wortgewalt der 1967 entstandenen Aufnahmen ist phänomenal. Abschließend singt Elisabeth Schwarzkopf ‘La canzon del Salice’ und das ‘Ave Maria’ aus dem ‘Otello’. Die Aufnahmen entstanden 1967 in Paris. Die damals 52-jährige Schwarzkopf liefert damit ein Musterbeispiel der Verbindung von perfekter Technik und interpretatorischer Durchdringung der Rolle (3079084).

GAUMIGER KAUFFMANN
DVD-Kauffmann-ThielemannJonas Kaufmann, die Dresdner Staatskapelle und Christian Thielemann zelebrieren Wagners 200. Geburtstag  mit Orchesterstücken & Arien aus ‘Der Fliegende Holländer’, ‘Rienzi’, ‘Lohengrin’, ‘Tannhäuser’, mit der Faust-Ouvertüre sowie Hans Werner Henzes ‘Fraternité’. Ein opulent-braves Konzert ohne wirkliche Höhepunkte und einem wieder zu oft gaumig singenden Jonas Kaufmann, der hier kilometerweit entfernt ist von der Qualität seiner Wagner-CD mit Donald Runnicles bei Decca. Nur für eingeschworene Fans (C-Major 714908).

 

RATTLES SCHWACHE ‘ZAUBERFLÖTE’
DVD-Zauberflöte-RattleIn einer 2013 bei den Baden-Badener Osterfestspielen aufgezeichneten und zwischen einer Waldlichtung und der Unterwelt spielenden ‘Zauberflöte’ gibt es brillante Ideen, die manchmal verpuffen oder, wie im Falle des zum Hippie-Landstreicher mutierten Papageno, wunderbar funktionieren, weil Michael Nagy dieser Idee Robert Carsens wirklich Leben einhauchen kann. Aber es gibt letztlich zu viele Ungereimtheiten in dieser Inszenierung der Mozart-Oper, so wie es unterschiedlich gute (Pavol Breslik als Tamino, Kate Royal als Pamina, Ana Durlovski als Königin der Nacht) und leider auch schwache Sängerleistungen (Dimitry Ivashchenko als Sarastro) gibt. Und eine enttäuschende Orchesterleistung, die wohl am ehesten auf Simon Rattles recht konzeptloses Dirigieren zurückzuführen ist. Das Luxus-Trio der Damen mit Annick Massis, Magdalena Kozená und Nathalie Stutzmann kann die Produktion nicht retten, in der Carsen seine Sänger zu oft herumstehen lässt, als habe er sich nicht entschließen können, in welche Richtung sie gehen sollen (Blu-ray Berliner Philharmoniker BPH130012).

MUTI 2003 BEI DER FENICE-EINWEIHUNG
DVD-Fenice2003-MutiAm 14. Dezember 2003 erweckte Riccardo Muti mit einem festlichen Einweihungskonzert das Theater ‘La Fenice’ in Venedig  zu neuem Leben. Acht Jahre nach dem verheerenden Brand im Januar 1996 und eher chaotischen verlaufenen Renovierungsarbeiten saß das Orchester des Opernhauses nicht im Orchestergraben, sondern auf der Bühne und spielte ein dem Tag angepasstes Programm mit Beethovens Ouvertüre ‘Die Weihe des Hauses’, Stravinskys Psalmen-Symphonie, Wagners Kaisermarsch sowie dem Huldigungsmarsch und Caldaras ‘Te Deum’. Die DVD, die vormals von TDK veröffentlicht worden war, ist mehr das Dokument eines Ereignisses in Venedig als musikalisch wertvoll, denn trotz Mutis zupackendem Dirigieren, bleibt der Eindruck von gehobenem Mittelmass (Arthaus 107273).

KUHNS ROMANTISCHE ‘ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL’
DVD-Entführung-Kuhn_arthausAls Gustav Kuhn 1980 beim ‘Glyndebourne Festival’ Mozarts ‘Entführung aus dem Serail’ dirigierte, hatte er eine sehr romantische Ader. Er benutzte ein großes Symphonieorchester mit traditioneller Spielweise und wählte durchwegs eher langsame Tempi, um die Musik effektvoll und vor allem auch lebendig zum Klingen zu bringen. So begegnet Kuhn der Theatralik des Singspiels und schafft eine erstaunliche Einheit zwischen Text und Musik. Sein Ensemble (Ryland Davies, Belmonte, Valerie Masterson, Konstanze, Lilian Wartson, Blonde, Willard White, Osmin, James Hoback Pedrillo), schweißt er ausgesprochen gut zusammen und all das dient der Musik, die ebenfalls durch die Inszenierung von Peter Wood positiv gefördert wird. Woods Inszenierung ist traditionell, zwingt der Oper keine abstrusen Ideen auf, sondern lässt sie in einer sorgfältig einstudierten Personenführung aufblühen. Sie ist ebenso einfühlsam wie lustig und schafft in dem opulent realistischen Palastambiente von William Dudley eine optimale Balance zwischen diesen beiden Elementen. Das Ensemble ist homogen und die einzelnen Stimmen werden den Rollen durchaus gerecht. Eine gute und interessante Produktion, die ein getreues Bild von Mozarts Meisterwerk liefert, in der Bild- und Tonqualität aber – nach heutigen Kriterien – dezent ist (Arthaus Musik 102310).

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