Hätte ich die ersten Stücke dieser CD blind gehört, ich hätte auf eine der alten Melodiya- oder Supraphon-Aufnahmen der Fünfziger- und Sechzigerjahre getippt. Dürftige Aufnahmequalität, ein bestenfalls mittelmäßiges Orchesterspiel und eine Cellistin, die einem längst vergessen geglaubten Spielstil huldigt. Eigentlich eine CD, die heute auf dem Plattenmarkt kaum Chancen hat. Warum also sie trotzdem besprechen? Nun, diese Einspielung aus dem Jahre 2022 wurde in Serbien gemacht und ist, bei allem guten Willen, weder aufnahmetechnisch noch spieltechnisch (Orchester) konkurrenzfähig. Aber sie besitzt etwas, was vielen heutigen auf Glanz ausgerichteten Produktionen fehlt. Sie besitzt Charakter, sie besitzt Seele und sie besitzt ein sehr engagiertes Spiel. Man spürt, die Solistin und jeder Musiker geben ihr Bestes und wollen gute Musik machen.
Die Cellistin Xenia Jankovic spielt mit edlem, satten Klang, extrem gefühlvoll und interpretationsmäßig fest in der Mitte des 20. Jahrhunderts verwurzelt. Das geht dann auch nicht ohne Larmoyanz, und selbst die Werke von Dvorak und Tchaikovsky hat man schon lange nicht mehr so gefühlsbetont gehört wie hier, so dass sie wie aus der Zeit gefallen wirken. Aber das hat durchaus seinen Charme, und lässt man sich auf dieses außergewöhnliche Erlebnis ein, kann diese CD sogar gefallen.
Xenia Jankovic und die doch sehr rustikale Camerata Novi Sad haben aber dann noch ein modernes Stück im Gepäck und zwar Le Rêve d’un Amoureux aus dem Jahre 2014 des franko-serbischen Komponisten Ivan Jevtic. Dies ist ein Kammermusikstück für 2 Violinen, Bratsche, Kontrabass und Solo-Cello, das durchaus interessant und angenehm zu hören ist.
If I had listened blindly to the first pieces on this CD, I would have guessed one of the old Melodiya or Supraphon recordings of the fifties and sixties. Poor recording quality, mediocre at best orchestral playing, and a cellist who pays homage to a style of playing long thought forgotten. So, this is a CD that has little chance on the record market today. So why review it anyway? Well, this recording from 2022 was made in Serbia and, with all good will, is not competitive either recording-wise or playing-wise (orchestra). But it possesses something that many of today’s gloss-oriented productions lack. It has character, it has soul, and it has very committed playing. One senses the soloist and each musician are giving their best and want to make good music.
Cellist Xenia Jankovic plays with a noble, rich sound, extremely soulful and interpretationally firmly rooted in the mid-20th century. This does not work without larmoyance, and even the works by Dvorak and Tchaikovsky have not been heard for a long time with such emotional emphasis as here, so that they seem to have fallen out of time. But this has its charm, and if one allows oneself to be drawn into this extraordinary experience, this CD can even please.
Xenia Jankovic and the very rustic Camerata Novi Sad have a modern piece in their luggage, namely Le Rêve d’un Amoureux from 2014 by the Franco-Serbian composer Ivan Jevtic. This is a chamber piece for 2 violins, viola, double bass and solo cello, which is quite interesting and pleasant to listen to.