Eine spannende und auch reizvolle CD legt das Label Bella Musica vor. Zwei Violinkonzerte aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts hat der Geiger Ferenc Kiss mit verschiedenen Begleitern erstmalig eingespielt.
Das erste des Österreichers Fritz Leitermeyer (1925-2006) ist einsätzig und fällt durch seine auf die Bläser begrenzte Besetzung auf. Die eingefangene Weltersteinspielung überwältigt durch ihre durchgehende hochdramatische Spannung, die mit einem solistischen Beginn startet und im ruhigeren Mittelteil kaum nachlässt, bevor auch das Ende ungebremst ausklingt. Sowohl die Geigenstimme als auch der Orchesterpart sind hochvirtuos, vielleicht ein wenig zu vordergründig. Der junge Ferenc Kiss ist von den Herausforderungen eher angespornt als gefordert und zeigt ein tadelloses, energiegeladenes sowie hochkonzentriertes Spiel. Diesem famosen Auftritt passen die Bläser der ‘Philharmonica Hungarica’ unter der Leitung von Miltiades Caridis sich uneingeschränkt beeindruckend an.
Das zweite Werk, Dieter Ackers erstes Violinkonzert mit normaler Besetzung des Orchesters, lässt Einflüsse von Reger und Hindemith, vielleicht auch Bartok und Messiaen ahnen. Dabei baut seine Musik auf den historischen Vorbildern auf und lässt sich nicht in eine modische Richtung einordnen, sondern hat vielmehr eine persönliche Aussage. Sie ist mal lyrisch, mal dramatisch, kann episch, verhalten, monumental, meditativ und sinnlich sein. Neben der Emotion basiert sein Schaffen auf einem Ordnungsgefüge, denn Acker (1940-2006) beherrscht sein Handwerk. Deswegen erscheint dieses Werk inhaltlich dichter.
Bestens unterstützt von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Christoph Eschenbach glänzt der Solist in dem ihm gewidmeten Werk mit empfindsamem Spiel einerseits und temperamentvollen Zugriff andererseits.
Ferenc Kiss ist eher im Kontext mit dem weltbekannten ‘Budapest Trio’ für Streicher geläufig, das der Ungar gründete. Bei Sandor Vegh ausgebildet, ist er als Solist seltener aufgetreten. Die vorliegenden Konzertmitschnitte aus den Jahren 1966 (Leitermeyer, deutsche Erstaufführung) und 1982 (Acker, Uraufführung) zeugen von seinem unermüdlichen Einsatz für zeitgenössische Musik ebenso wie auch von seiner außerordentlich geigerischen Kunst.