Sebastian Bohren taucht auf dieser CD Mendelssohns Violinkonzert in Gold. Wir hören Töne von reifer Ausformung und sinnlicher Schönheit. Er haucht der Komposition eine bewegende Poesie ein. Es sind also nicht bloße Virtuosität und Brillanz, die uns gefangen nehmen, sondern zarte, mitunter fast meditative Klänge, die in Kontrast zu temperamentvolleren Passagen das Konzert ungemein gefühlstief werden lassen.
Das immer noch nicht sehr bekannte Violinkonzert von Benjamin Britten ist ebenfalls in einer in allen Hinsichten überragenden Darstellung zu hören. Zusammen mit Andrew Litton bringt Bohren so viel an Farbe, an Kontrasten, an innerer Spannung ein, ja legt so unglaublich viel in die Aussage der Musik, dass wir es mit einem neuen Ohr hören. Dort, wo bei anderen Geigern oft nicht viel mehr zu spüren ist als Technik und Virtuosität, kommt wirkliche Musik zustande, Musik, die ja aus der bedrohlichen Zeit von 1939 stammt und ein zum Teil düsteres, aber gleichzeitig auch hoffungsvolles Tableau der Weltsituation zeichnet.
Tchaikovskys sehr nachdenklich musizierte ‘Sérénade mélancolique’ passt optimal als Abschluss nach diesem Britten-Konzert.