Johannes Brahms: Streichquartette op. 51 Nr. 1 & op. 67; Camerata Quartett (Wtodzimierz Prorniriski, Andrzej Kordykiewicz, Piotr Reichert, Rafat Kwiatkowski); # Polish Society of Chamber Music; Aufnahme 12.204, Veröffentlichung 23.03.2025 (70'11) - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Die Kammermusik von Johannes Brahms kann immer rückblickend oder vorausblickend interpretiert werden. Das Camerata Quartet – ein gestandenes Quartett aus Polen – spielt, wie zu erwarten war, rückblickend, hält Beethoven und Schubert im Hintergrund, zieht Besinnlichkeit und feinstes, ausgewogenes Musizieren der moderneren Gangart vor.

Im Opus 51/1 folgt auf den drängenden, leidenschaftlichen ersten Satz eine sehr besinnliche und lyrische Romanze mit traurigen und andererseits auch sehnsüchtigen Klängen, in die sich in dieser Interpretation auch Resignation mischt. Auch das Scherzo ist alles andere als beschwingt und lebensbejahend, es zeigt beeindruckend den in seinen Gedanken versunkenen, einsamen Komponisten.

Das Finale wechselt in dieser Interpretation effektvoll zwischen dunklem Aufschwung und hoffnungsvolleren Klängen, aber generell bleibt der Satz düster, mit einem drängenden, tragischen Schluss.

Auch das Quartett op. 67 wird hier hervorragend gespielt. Es ist weit entfernt von den negativen Stimmungen des ersten Quartetts und beginnt spontan und mit viel Schwung. Das liedhafte Andante besticht mit einem ausdrucksvollen Musizieren und fantasievollen Farben.

Das lebhaftere Agitato, Allegretto non troppo aus ist fein differenziert zwischen Nachdenklichkeit und Elan.

Das Camerata Quartett charakterisiert die Variationen des Finales ebenfalls sehr gut.

The chamber music of Johannes Brahms can always be interpreted looking back or looking forward. As might be expected, the Camerata Quartet – an experienced quartet from Poland – plays retrospectively, keeping Beethoven and Schubert in the background, preferring contemplation and finely balanced music-making to a more modern approach.

In Opus 51/1, the urgent, passionate first movement is followed by a very contemplative and lyrical Romance with sad and wistful sounds, in which resignation is also mixed in this interpretation. The Scherzo is also anything but cheerful and life-affirming; it impressively shows the composer lost in his thoughts and lonely.

In this interpretation, the finale alternates effectively between a dark upswing and more hopeful sounds, but the movement remains generally somber, with an urgent, tragic ending.

The quartet op. 67 is also superbly played here. Far from the negative moods of the first quartet, it begins spontaneously and with great verve. The songlike Andante captivates with its expressive playing and imaginative colors.

The livelier Agitato, Allegretto non troppo is a fine balance between thoughtfulness and verve.

The Camerata Quartet also characterizes the variations of the finale very well.

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