Das Telegraph Quartet möchte die Quartette des 20. Jahrhunderts in einer mehrteiligen Reihe darstellen, die sie als Vantage Points bezeichnen, also Aussichtspunkte oder Blickwinkel, je nachdem. Sie starten mit Divergent Paths. Diese unterschiedlichen Wege machen sie an dem Quartett von Maurice Ravel und dem ersten von Arnold Schönberg fest. Die Interpreten empfinden den Beginn des letzten Jahrhunderts als besonders verwirrend und die Musik von ungezügelter Kreativität gekennzeichnet.
So klingt dann auch der vierte Satz von Ravel. Lebhaft und ruhelos ist der Satz überschrieben und so wird er auch gespielt. Das Ensemble lässt eine aufgeraute und spröde Interpretation erklingen, wo andere eher ein klanglich changierendes Erlebnis schaffen. In den ersten drei Sätzen ist eher das gewohnte Klangbild hören. Das wird sehr schön musiziert und etwa im zweiten Satz leuchten die Farben der Musik auf. Im langsamen Satz kosten sie genüsslich die Feinheiten der Musik aus, ohne deswegen interpretatorisch den Zusammenhang zu verlieren.
Dabei können sich die Interpreten auf ihr edel durchhörbares Zusammenspiel verlassen, das eher verhalten in der Dynamik angelegt ist und so jedem Beteiligten erlaubt, zu agieren, ohne zu forcieren. Das hat den Charme der Leichtigkeit und wirkt entspannt. Aber hier und da vermisse ich auch einen packenden Zugriff, der zeigt, dass es zur Sache geht. Hin und wieder schreibe ich, weniger wäre mehr gewesen. Etwas Mehr an markanter Struktur hätte gut getan.
Im Werk von Schönberg lassen die vier Musiker vom Telegraph Quartet erneut ihr bestens strukturiertes und durchhörbares Quartettgeflecht hören, das die vier Beteiligten gleichstark vernehmen lässt. Das bietet ihnen die Möglichkeit, dieses Werk als hochromantisches Portrait eines Künstlers zu entfalten, der leidend als Außenseiter und doch im Endeffekt erfüllt sein Leben betrachtet. In diesem Werk können die Mitglieder dieses Ensembles ihren Ansatz so verwirklichen, dass sie eine gelungene Interpretation anbieten.
The Telegraph Quartet aims at presenting the quartets of the 20th century in a multi-part series called Vantage Points. They start with Divergent Paths. They base these divergent paths on the quartet by Maurice Ravel and the first by Arnold Schoenberg. The performers find the beginning of the last century particularly confusing, and the music marked by unbridled creativity.
This is how Ravel’s fourth movement sounds. Lively and restless is the movement’s title and that is how it is played. The ensemble lets a roughened and brittle interpretation sound, where others rather create a tonally changing experience. In the first three movements one can rather hear the usual sound. This is beautifully played, and in the second movement, for example, the colors of the music shine. In the slow movement they enjoy the subtleties of the music without losing the coherence of the interpretation.
The performers can rely on their nobly audible interplay, which is rather restrained in dynamics and thus allows each participant to act without forcing. This has the charm of lightness and seems relaxed. But here and there I also miss a gripping access, which shows that it goes to the point. Now and then I write, less would have been more. Here, a little more in terms of striking structure would have done well.
In Schoenberg’s work, the four musicians of the Telegraph Quartet once again let us hear their superbly structured and audible quartet mesh that allows the four participants to be heard equally. This offers them the opportunity to unfold this work as a highly romantic portrait of an artist who, suffering as an outsider and yet ultimately fulfilled, contemplates his life. In this work, the members of this ensemble are able to realize their approach in such a way that they offer a successful interpretation.