In der Nacht vom 7. auf den 8. März 1983 wurde der kanadische Komponist Claude Vivier in Paris von einem Prostituierten mit Dutzenden von Messerstichen umgebracht. Er wurde nur 34 Jahre alt und stand als Schüler von Karlheinz Stockhausen am Beginn einer großen Karriere. Fast 30 Jahre nach seinem Tod wurde Viviers einziges Bühnenstück ‘Kopernikus’ wiederentdeckt und von der ‘Opera Factory Freiburg’ und der Holst-Sinfonietta’ unter Klaus Simon aufgenommen. Als Oper kann man ‘Kopernikus’, der übrigens als Figur gar nicht auftritt, kaum bezeichnen, vielmehr ist Kopernikus ein musikalisches Mysterium, das sich außerhalb von Raum und Zeit bewegt, oder ist – wie Viviers sein Werk selber bezeichnete – eine Madrigaloper.
Die sieben exzellenten Sänger, allen voran Svea Schildknecht, Dorothea Winkel, beide Sopran, Neal Banerjee, Tenor und Florian Kontschak, Bass, werden von einem dynamischen Ensemble begleitet, das hauptsächlich aus Blasinstrumenten und Schlagzeug besteht. Dirigent Klaus Simon leistet Beachtliches, so dass das Stück wie aus einem Guss wirkt und die Sängerstimmen wunderbar in den Instrumentenklang eingebettet werden. Und hier wird nicht nur gesungen, sondern rezitiert, gepfiffen und gesummt.
Neben der in allen Punkten exzellenten Interpretation ist es diese gelungene Balance, die den Hörer in eine außergewöhnlichen Musikkosmos mitnimmt, der eigentlich kaum beschrieben, sondern nur gehört und erlebt werden kann. Ein Bühnenwerk, das sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack ist, mit dem Claude Viviers aber einen sehr neuen und eigenen Weg eingeschlagen hat.