Franz Schubert: Die schöne Müllerin; Andrè Schuen, Bariton, Daniel Heide, Klavier; 1 CD Deutsche Grammophon 4839558; Aufnahme 05/2020, Veröffentlichung 03/2021 (71’11) - Rezension von Alain Steffen
Die Tenöre Fritz Wunderlich, Ernst Haefliger, Peter Schreier und Daniel Behle, die Baritone Gérard Souzay, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey und Matthias Goerne, sie alle und noch viele andere haben Schuberts Liederzyklus Die schöne Müllerin auf ewig geprägt. In diese ehrenhafte Gilde muss nun auch der junge Bariton Andrè Schuen aufgenommen werden, der mit dieser Aufnahme sein Debut bei Deutsche Grammophon gibt und sich auf Anhieb mit einer sehr schönen, individuellen und vor allem brillant gesungenen Müllerin empfiehlt.
Was diesen Sänger von vielen andern unterscheidet, ist seine große Kunst, Schuberts Expressivität quasi nur durch feinste Farbabstimmungen auszudrücken. Schuen verzichtet, im Gegensatz zu anderen Kollegen, auf eine markante Diktion oder dramatische Phrasierungskunst, er ‘rezitiert’ den Text quasi mit minimalistischem Ausdruck, färbt jedes Lied aber wunderschön und stimmungsvoll ein.
Seine kräftige, fast bass-baritonale Stimme besitzt ein großes, aber sehr natürlich anmutendes Volumen und reagiert immer sehr flexibel, was ihn auch nie zum Forcieren drängt. Vielmehr singt und atmet Andrè Schuen sehr entspannt und natürlich, lässt seiner Stimme, die zudem keine Höhenprobleme kennt, einfach freien Lauf.
An seiner Seite hat er den kongenialen Daniel Heine, der sehr fein und nuanciert begleitet und ein bisschen als Gegenpol zu Schuens markantem Gesang funktioniert. Beide kennen sich seit langem und arbeiten regelmäßig zusammen. Somit ist diese Müllerin das Resultat eines wunderbaren Teamworks. Selbst wenn man andere Aufnahmen von Schuberts Liederzyklus kennt und liebt, Andrè Schuen und Daniel Heide ist mit dieser Einspielung ein Platz unter den allerbesten Interpretationen nicht abzusprechen.
Tenors Fritz Wunderlich, Ernst Haefliger, Peter Schreier and Daniel Behle, baritones Gérard Souzay, Dietrich Fischer-Dieskau, Hermann Prey and Matthias Goerne, all of them and many more have left their mark on Schubert’s song cycle Die schöne Müllerin forever. The young baritone Andrè Schuen, who makes his debut on Deutsche Grammophon with this recording, must now be included in this honorable guild and immediately recommends himself with a very beautiful, individual and, above all, brilliantly sung Müllerin.
What distinguishes this singer from many others is his great art of expressing Schubert’s eloquence virtually only through the finest color tunings. Schuen, unlike other colleagues, dispenses with striking diction or dramatic phrasing; he ‘recites’ the text with minimalist expression, as it were, but colors each song beautifully and atmospherically.
His powerful, almost bass-baritone voice has a large, but very natural volume and always reacts very flexibly, which also never pushes him to force. Rather, Andrè Schuen sings and breathes in a very relaxed and natural way.
At his side he has the congenial Daniel Heine, whose accompaniement is very fine as well as nuanced and functions a bit as a counterpole to Schuen’s striking vocals. Both have known each other for a long time and work together regularly. Thus, this Müllerin is the result of wonderful teamwork. Even if one knows and loves other recordings of Schubert’s song cycle, Andrè Schuen and Daniel Heide cannot be denied a place among the very best interpretations.