Schloss Prangins im Kanton Waadt in der Schweiz war fünfzehn Jahre der Sitz von Louis-François Guiguer, der Dank des Reichtums seines Onkels, eines Bankiers, ein unbeschwertes Leben führen konnte. Dazu gehörte auch die Musik, für die er eine Reihe Komponisten und Musiker an den Hof holte. Auf den Spuren dieser vergessenen Welt bewegt sich diese Aufnahme, die den Geiger und Tonsetzer Nicolas Capron, der auch in Paris reüssierte, ins Blickfeld rückt. Sein kompositorisches Augenmerk galt vor allem der Violinmusik. Er war ebenso als Virtuose wie als Lehrer geschätzt. Capron gilt mit Gossec und Vachon als Schöpfer des französischen Streichquartetts. Formal ist sein Werk an bestehenden Vorbildern orientiert, wenn auch der Vorhalt der Mannheimer Schule gewisse Weiterungen ebenso zeigt wie der erstmalige Einsatz des Dämpfers bei der Violine.
Der Mitte bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts lebende Capron hat mit dem ersten Buch der Sonaten für Violine allein und Bass 1768 sechs Sonaten geschaffen, die sich durch technische Raffinessen und überraschende motivische Gestaltung auszeichnen. Die sechs jeweils dreisätzigen Sonaten bilden ein eigenes klassisches Universum, dessen Entdeckung reizvoll ist.
Die Musiker dieser Aufnahme haben sich dieser verborgenen Schätze angenommen. Leider tragen sie die Schönheiten der Musik nicht in voller Gänze vor, da insbesondere die Geigerin die technischen Herausforderungen nicht immer mit makelloser Intonation bewältigt, so dass das Hörerlebnis mitunter getrübt ist. Da weitere Entdeckungen aus diesem Umfeld geplant sind, hoffen wir, dass diesen mehr Glück zu Teil wird, was die Darbietung angeht.
Violin virtuoso and teacher Nicolas Capron composed particularly for his instrument. Unfortunately, the uncovering of this hidden treasures is not entirely successful due to some intonation problems of the violinist.