Schon die ersten drei durch eine Opus-Nummer verbundenen Sonaten für Klavier und Violine stießen bei den Zeitgenossen von Beethoven auf Unverständnis. Die Fülle an verwendetem Material, die Freiheiten in der Themenverarbeitung und auch die größere Betonung der Stimme der Violine gegenüber dem Piano, ein Blick in die Zukunft, wurden mit Ablehnung aufgenommen. Gerade die Gestaltung des Rondos in der ersten Sonate führte zum Vergleich mit einem Biergarten, wo es auch so ausgelassen zugehe.
Im Gegensatz dazu steht der Schlusssatz der letzten Sonate. Da der vorgesehene Geiger der privaten Uraufführung, Pierre Rode, die bravourösen Schlusssätze nicht mochte, wie sie im Wien der Zeit üblich waren, schuf Beethoven mit seinem Variationssatz über ein entspanntes Thema eine für Rode passende Form. Dieser Satz strahlt Ruhe und Schönheit aus.
Rachel Podger hat sich auf der Insel einen Namen auf historischem Instrumentarium gemacht. Für diese Einspielung wurde ihr von der Royal Academy of Music die Mauri Stradivari überlassen. Ihr Spiel entwickelt sich ganz am klassischen Sinne. Das bedeutet, dass sie zwar auch die herausstechenden Akzente in der Musik von Beethoven hören lässt und den nach vorne gerichteten Drang, wie im Kopfsatz der fünften Sonate. Aber im Übrigen lässt sie bei instrumentaler Beherrschung, zumindest für heutige Ohren, die Musik eher noch klassisch unterhaltend als aufmüpfig erklingen. Mit elegant entworfenen Linien gestaltet sie die Binnenstrukturen. Dabei ist das Hörbild immer von einem schönen Ton geprägt.
Christopher Glynn trägt auf dem Erard-Flügel mit seinem elegant versierten Tastenspiel dazu bei, das gewünschte Hörbare zu erzielen. Sowohl in eigenständiger Gewichtung des nach wie vor wichtigeren Klavierparts wie auch in dem Zusammenwirken mit der Violine zeigt er eine hohe Sensitivität und technische Durchdringung. Dank des Flügels ist der Pianoteil immer präsent, ohne deswegen den Geigenton zu bedrängen oder gar zu unterdrücken.
The first three sonatas for piano and violin, linked by a single opus number, met with incomprehension among Beethoven’s contemporaries. The abundance of material used, the freedom in the treatment of themes and, the greater emphasis on the violin’s voice compared to the piano, a glimpse into the future, were met with rejection. The design of the rondo in the first sonata in particular led to comparisons with a beer garden, where things are also so boisterous.
This contrasts with the final movement of the last sonata. Since the intended violinist for the private premiere, Pierre Rode, did not like the bravura final movements that were common in the Vienna of the time, Beethoven created a form suitable for Rode with his variation movement on a relaxed theme. This movement radiates calm and beauty.
Rachel Podger has made a name for herself on the island on period instruments. For this recording she was given the Mauri Stradivari by the Royal Academy of Music. Her playing is developed entirely along classical lines. This means that she does indeed let us hear the prominent accents in Beethoven’s music and the forward thrust, as in the opening movement of the fifth sonata. But for the rest, with instrumental mastery, at least to today’s ears, she still makes the music sound classically entertaining rather than rebellious. She shapes the internal structures with elegantly designed lines. At the same time, the performance is always characterized by a beautiful tone.
Christopher Glynn contributes on the Erard grand piano with his elegantly accomplished playing to achieve the desired audible effect. Both in the independent weighting of the still more important piano part and in the interaction with the violin, he shows a high sensitivity and technical penetration. The piano part is always present, without therefore oppressing or even suppressing the violin tone.