Dmitri Shostakovich: Streichquartette Nr. 3 und 9; Goldmund Quartett (Florian Schötz, Pinchas Adt, Christoph Vandory, Raphael Paratore); 1 CD Berlin Classics LC 06203; Aufnahme 2017, Veröffentlichung 6/2018 (58:29) – Rezension von Uwe Krusch

Wie eine Synthese der Achten und der Neunten Symphonie kann man das Sechste Streichquartett von Shostakovich betrachten. Kennzeichnend für dieses Quartett sind ein erster frecher Satz wie bei Prokofiev, ein brutal daherkommender dritter wie im Scherzo der Achten und eine Passacaglia im vierten Satz, wieder wie in der Achten, bei ‘Lady Macbeth des Mzensker Kreises’, im Ersten Violinkonzert und nochmal im Zehnten Quartett, sozusagen als ein Ausdruck von An-Klage. Das Werk ist Shostakovichs einzige Komposition von 1946.

1964 folgte dann das Neunte Quartett, das trotz seiner ebenfalls fünf Sätze eigentlich zweiteilig ist, da die Themen aller vorausgehenden Sätze im weitgespannten Finale wieder aufgegriffen werden. Dieses Werk stellt eine Art Wendepunkt dar, da es sowohl zurück blickt, beispielsweise mit einem Klezmerthema im dritten Satz, wie es ebenso eines an gleicher Stelle des Vierten Quartetts zu finden ist. Gleichzeitig ist es aber auch das Sprungbrett, das viele Elemente der späteren Quartette andeutet. So verwendet er Passagen der Stille und Sparsamkeit sowie moderne Texturen wie im 13. und 14. Quartett bis hin zur Zwölftonskala. Und er zitiert auch wiederum Rossinis ‘Wilhelm Tell’ und damit ein Freiheitsthema.

Das ‘Goldmund Quartett’ hat sich mit seiner zweiten Veröffentlichung wahrlich kein leichtes Terrain ausgesucht. Leicht ist es weder technisch noch von der Gestaltung des musikalischen Ausdrucks her. Dass heute die jungen Quartette (und auch andere Künstler) technisch meist eher Grenzen aufstoßen als an sie kommen, kann man ohne Zweifel auch hier sagen. Doch auch im Ausdruck kann diesen vier so schnell niemand etwas vormachen.

Das Spielerisch-Naive des ersten Satzes, die dunklen Wolken des zweiten und dann die totale Eskalation der Gewalt im dritten Satz kennzeichnen die Vielfalt der Ausdrucksebenen dieser Werke, die mit der Trauer und der Betrachtung des Übriggebliebenen in den folgenden beiden Sätzen weiter getrieben wird. Besonders der kindliche Charme des ersten Satzes kommt zur Geltung wie auch der brachiale Charakter des Dritten mit hinreißender Hässlichkeit dargestellt wird. Doch auch die anderen Sätze und das neunte Quartett erfahren beeindruckende Darstellungen.

Der lichte und trotzdem kraftvolle Aufnahmeton komplettiert diese feine Scheibe.

Both works, Shostakovich’s Third an Ninth String Quartets are technically and musically difficult works. The Goldmund Quartet’s playing is flawless from both points of view. Their performances are outstanding!

 

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